Größtes Bundesbauprojekt des SBL Rostock
10.02.2025 • Neubau Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung - Fachbereich Finanzen - Nebenstelle Rostock
Im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) errichtet das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Rostock einen neuen Standort der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung - Fachbereich Finanzen.
Durch Aufgabenzuwächse besteht für die Bundeszollverwaltung in den kommenden Jahren ein erhöhter Personalbedarf, der durch eine Erhöhung der jährlichen Einstellungszahlen auf Grundlage erweiterter Ausbildungskapazitäten gedeckt werden soll. Das Großprojekt belebt im Ortsteil Rostock-Lichtenhagen ein Quartiersareal, welches bereits während der DDR-Zeit zu einem Außenstandort der Universität Rostock entlang der Möllner Straße entwickelt wurde.
Das Raumprogramm für die Hochschule setzt sich aus unterschiedlichen Funktionsbausteinen zusammen. Die Identität des Standortes wird dabei maßgeblich durch die flächenmäßig großen, hochschulspezifischen Nutzungen sowie die Unterkünfte geprägt. Täglich werden hier bis zu 600 Studierende den theoretischen Ausbildungsteil mit Vorlesungen und Seminaren absolvieren, sich auf Klausuren vorbereiten, zum Mittagessen verabreden und hin und wieder auch Feste feiern. Zusätzlich werden über 100 Beschäftigte Ihren Arbeitsplatz an der Hochschule haben und dafür sorgen, dass Lehre und Verwaltung, aber auch die Bewirtschaftung des Campus gesichert sind und reibungslos laufen. In der Summe wird ein hochwertiger Hochschulstandort entstehen, der nicht nur Lern- und Arbeitsort ist, sondern auch ein Lebensort, an dem sich die Studierenden gerne aufhalten und produktiv lernen können. Mit der Anbindung des Campus an die angrenzenden Wohnquartiere soll in der Gesamtheit ein lebendiger Stadtbaustein entlang der Möllner Straße entstehen.
Städtebau
Der neue Campus wird von zwei baulichen Großfiguren eingefasst: dem Lehrgebäude am Nordrand und den Wohngebäuden im südlichen Bereich des Grundstücks.
Zwischen dem Lehrgebäude und den beiden Wohngebäuden entstehen unter Berücksichtigung des vorhandenen Baumbestandes zwei große parkartig begrünte Freiräume, welche unterschiedliche Funktionen übernehmen. Der Campus-Park, entlang der Achse südlich des Lehrgebäudes gelegen, dient der fußläufigen Erschließung des Lehrgebäudes im Hochschulbetrieb und dem Aufenthalt der Studierenden im Freien. Darüber hinaus fungiert dieser Bereich auch als öffentliche Wegeverbindung vom bzw. über den Campus in die direkt angrenzenden Wohnquartiere. Der Freiraum des erhöhten "Gartendecks", welcher sich zwischen den beiden Unterkunftsgebäuden befindet, ist der studentischen Wohnnutzung zugeordnet und soll den Studierenden als Erweiterung ihres Wohnraums in den Gebäuden dienen. Dementsprechend differenziert auch die topographische Beschaffenheit des Grundstücks zwischen öffentlichen und halböffentlichen Räumen auf eine selbstverständliche Art und Weise. Trotz der großförmigen Bebauung behält das Grundstück seinen Parkcharakter und steht sowohl den Nutzern der Hochschule als auch in großen Teilen den Anwohnern zu Verfügung.
Die Anordnung der erforderlichen Pkw-Stellplätze erfolgt größtenteils in der Tiefgarage unter den Wohngebäuden. Eine weitere Stellplatzanlage ist im Nordosten des Grundstückes geplant. Die Andienung aller Gebäude wird über bzw. in Ergänzung entlang der bestehenden Quartiersstraßen organisiert, so können Park und Gartenraum vom motorisierten Verkehr komplett freigehalten werden.
Die offenen Retentionsmulden im Außenbereich, die sämtliches Regenwasser aufnehmen und dem Grundwasser zuführen, schaffen mit den geplanten artenreichen, standortgerechten Bepflanzungen neue, ökologisch wertvolle Lebensräume. Sämtliche Dachflächen werden als begrünte Retentionsdächer ausgeführt.
Architektur
Die Wohngebäude vermitteln in Form und Typologie zwischen den bestehenden Wohnbauten am östlichen Rand des Grundstücks sowie der Bebauung auf der Westseite der Möllner Straße. Für die Zollhochschule entstehen hier 600 Einzelunterkünfte, acht Eltern-Kind-Zimmer, zwölf barrierefreie Unterkünfte sowie zentrale Küchenbereiche in den Obergeschossen. Das Erdgeschoss ist der gemeinschaftlichen Nutzungen mit Fitnessraum und Aufenthaltsräumen gewidmet.
Bei den Wohngebäuden werden die Tiefgarage, das Erdgeschoss und die Erschließungskerne als Stahlbetonkonstruktionen ausgeführt. Alle Wohn- und Unterkunftsbereiche der Obergeschosse werden im Gegensatz dazu komplett in Holzmodulbauweise errichtet. Um eine wirtschaftliche und reibungslose Anlieferungslogistik zu gewährleisten, wurde für die Produktion der Holzmodule eigens eine Fertigungsstrecke in Rostock geschaffen.
Das Lehrgebäude fasst den Campus im Norden der Liegenschaft. In den Obergeschossen wird dabei die klare Raumkante des Gebäudes durch rückspringende Obergeschosse aufgelöst, wodurch der langestreckte Baukörper im oberen Bereich eine Auflockerung der Kubatur erfährt. Zugleich sind damit gebäudebezogene Lichthöfe verbunden, die im Gebäudeinneren geschossübergreifend für Tageslichteinfall sorgen. Im Erdgeschoss befinden sich die Mensa, das Audimax, der Großlehrsaal und die Bibliothek. Hier wird die Fassade zum Campuspark transparent gestaltet und lässt Einblicke in die Nutzungen zu. Über die viergeschossige Erschließungsachse innerhalb des Gebäudes, die als Magistrale großzügig und natürlich belichtet ausgeführt wird, werden die Lehrsäle, Gruppenarbeitsräume, Büros und Verwaltungseinheiten erschlossen.
Auch das Lehrgebäude entsteht als vorgefertigter Holzbau, allerdings aufgrund der besonderen funktionalen Anforderungen als Mischkonstruktion aus elementierter und modularer Holzbauweise. Das Unter- und Erdgeschoss sowie die Haupterschließungsbereiche im Bereich der inneren Magistrale sind insbesondere aufgrund statischer und brandschutzplanerischer Anforderungen aus Stahlbeton errichtet. Eine spätere Erweiterung des Lehrgebäudes im Ostteil, beispielsweise für den Anbau einer Sporthalle, wurde bereits zum Beginn der Planung vorgesehen.
Bei der Baumaßnahme wird das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen des Bundes (BNB) sinngemäß angewendet, um das Silberniveau zu erreichen. Der Neubau der Zollhochschule ist mit rund 1.000 Holzmoduleinheiten das derzeit größte Holzmodulprojekt in Deutschland.
Gebäudetechnik
Für den Hochschulcampus wurde ein zukunftsorientiertes, nachhaltiges und innovatives Energieversorgungskonzept entwickelt, welches den hohen Ansprüchen der diversen Nutzungsszenarien und dem Standort gerecht wird. Die Gebäude erzeugen lokal keine CO2-Emissionen und decken erhebliche Teile des elektrischen Eigenbedarfs durch die Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen ab.
Sehr großes Augenmerk liegt auf der Installation eines zukunftsorientierten Daten- und Mediennetzwerkes. Sowohl in den Gebäuden, als auch im Park und Gartenraum des Außenbereiches, wird ein innovatives und energiesparendes Beleuchtungskonzept umgesetzt. Die Pkw-Stellplätze in der Tiefgarage sowie im Außenbereich erhalten anteilig E-Ladesäulen.
Die Wärmeversorgung der Gebäude erfolgt mittels Fernwärme. Im Lehrgebäude werden die Lehr-, Arbeits- und Büroräume über kombinierte Heiz-/Kühlsegel im 4-Leiterprinzip versorgt, so dass jeder Raum individuell geheizt oder gekühlt werden kann. In den Sanitär-, Küchen- sowie Neben- und Technikräumen werden kompakte Plattenheizkörper verwendet. Im Wohngebäude erfolgt die Versorgung der einzelnen Unterkünfte mit Wärme über Heizkörper an der Fensterseite der Wohnräume sowie Handtuchheizkörper in den Bädern.
Alle Lüftungsanlagen in den Gebäuden werden mit Wärmerückgewinnung ausgeführt. Im Wohngebäude sind die Unterkunftsräume zur Sicherstellung einer hohen Innenluftqualität sowie zur Abfuhr von Feuchtelasten in den Nassbereichen an eine zentrale Abluftanlage angebunden.
Die Gebäude erhalten BOS-Funk-, Brandmelde- sowie flächendeckende Zutrittskontrollanlagen. Das Lehrgebäude wird zusätzlich noch mit einer AMOK- sowie Sprachalarmierungsanlage ausgestattet.
Zwischen den Krananlagen: 360°-Panorama
Klicken Sie einfach in das Bild und schauen sich auf der Baustelle um.
Planungsdaten Neubauten AFZ
Bauherr | Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das SBL Rostock |
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genehmigte Gesamtkosten | ca. 230 Millionen Euro |
Baubeginn | 01/2024 |
geplante Fertigstellung | 12/2025 |
Hauptnutzfläche | ca. 25.300 m² |
Bruttorauminhalt | ca. 210.000 m³ |
Architektur | Sauerbruch Hutton Architekten, Berlin |
Projektentwickler | Primus developments GmbH, Hamburg |
Holz-/ Holzmodulbau | Kaufmann Bausysteme GmbH, Reuthe Österreich |
Landschaftsarchitektur | ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin |
TGA-Planung | Ecotec GmbH, Bremen |
Tragwerksplanung Massivbau | Wetzel & von Seth, Hamburg |
Tragwerksplanung Holzbau | merz kley partner, Dornbrin Österreich |
Bauphysik | Drees & Sommer, Berlin |
Anteil regionaler Firmen | 25 % (aktuell) |
Stand: 18.02.2025
Neubau Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung - Fachbereich Finanzen - Nebenstelle Rostock
18109 Rostock, Möllner Straße 3