Universität Greifswald, Alte Universitätsbibliothek Rubenowstraße 4
05.09.2022 • Hochschulbau - 2. Bauabschnitt - Sanierung der Alten Universitätsbibliothek
Bereits seit 2010 wurden durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Greifswald (bis 2019 durch den Geschäftsbereich Hochschul- und Klinikbau des landeseigenen Betriebs für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern BBL-MV) umfangreiche Investitionen des Landes in den Erhalt und die Modernisierung dieses bedeutenden Denkmals umgesetzt. Nach ca. 3½-jähriger Bauzeit wurde im August 2022 nun auch der 2. Bauabschnitt abgeschlossen und das Gebäude konnte an den Nutzer übergeben werden.
Allgemeines
Die Sanierung der Alten Universitätsbibliothek erfolgte in zwei Bauabschnitten. Ein erster Bauabschnitt wurde 2010 bis 2011 realisiert, eine Schwammsanierung des Dachstuhles erfolgte bereits 2007.
Im Zuge des 1. Bauabschnittes wurden im Gropiusbau z. B. die historischen Fenster instandgesetzt. Das Dach wurde mit Schieferplatten denkmalgerecht neu eingedeckt, Teile der Konstruktion des Daches instandgesetzt bzw. im Zusammenhang mit dem Einbau der historischen Verglasung des Daches konstruktiv angepasst. Das Kellergeschoss wurde trocken gelegt und diverse Maßnahmen für den Brandschutz ausgeführt.
Im Anbau Lesesaal wurden u. a. alle Fenster komplett erneuert, eine Innentreppe für die Erschließung des ersten Obergeschosses des Lesesaals neu eingebaut und die behindertengerechte Zugänglichkeit über eine äußere Rampe hergestellt.
Im Zuge des 1. Bauabschnittes wurden im Gropiusbau z. B. die historischen Fenster instandgesetzt. Das Dach wurde mit Schieferplatten denkmalgerecht neu eingedeckt, Teile der Konstruktion des Daches instandgesetzt bzw. im Zusammenhang mit dem Einbau der historischen Verglasung des Daches konstruktiv angepasst. Das Kellergeschoss wurde trocken gelegt und diverse Maßnahmen für den Brandschutz ausgeführt.
Im Anbau Lesesaal wurden u. a. alle Fenster komplett erneuert, eine Innentreppe für die Erschließung des ersten Obergeschosses des Lesesaals neu eingebaut und die behindertengerechte Zugänglichkeit über eine äußere Rampe hergestellt.
Standort - Historie
Die Alte Universitätsbibliothek Rubenowstraße 4 befindet sich in der historischen Altstadt von Greifswald, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campus Innenstadt mit dem Universitätshauptgebäude und dem Auditorium Maximum. Sie besteht aus zwei Gebäudeteilen: dem historischen Backsteingebäude entlang der Rubenowstraße ("Gropiusbau") und dem später hofseitig angebauten Lesesaaltrakt ("Ziegelanbau").
Der Gropiusbau
Der historische Gebäudeteil wurde 1880 bis 1882 nach Plänen der bekannten Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden als Magazinbibliothek mit ursprünglich 3 x 7 Achsen errichtet. Da bereits kurze Zeit später kein Platz für Zuwachs blieb, wurde nur zehn Jahre später – von 1890 bis 1892 – der Magazinbereich des Gebäudes durch den Regierungsbaumeister Albert Brinkmann um vier Fensterachsen nach Süden hin erweitert. Dabei wurde die äußere Gestaltung derart übernommen, dass kein Unterschied zum älteren Gebäudeteil erkennbar war bzw. ist und das Gebäude seitdem von außen mit 3 x 11 Achsen als ein homogener Baukörper erscheint.
Besondere Bedeutung besitzt die Alte Universitätsbibliothek in Greifswald aufgrund der Tatsache, dass Gropius mit seinem Entwurf hier die erste Magazinbibliothek Deutschlands plante. Die strikte Trennung in Arbeitsbereich und ein davon abgeschiedenes, kompaktes Büchermagazin, welches in Form einer selbsttragenden, mehrgeschossigen Eisen-Skelettkonstruktion in die Gebäudehülle eingestellt wurde, stellten eine für die damalige Zeit technisch moderne, Platz optimierende und kostengünstige Raumplanung dar.
Besondere Bedeutung besitzt die Alte Universitätsbibliothek in Greifswald aufgrund der Tatsache, dass Gropius mit seinem Entwurf hier die erste Magazinbibliothek Deutschlands plante. Die strikte Trennung in Arbeitsbereich und ein davon abgeschiedenes, kompaktes Büchermagazin, welches in Form einer selbsttragenden, mehrgeschossigen Eisen-Skelettkonstruktion in die Gebäudehülle eingestellt wurde, stellten eine für die damalige Zeit technisch moderne, Platz optimierende und kostengünstige Raumplanung dar.
Der Ziegelanbau
Der Anbau wurde 1958 östlich/hofseitig als schmuckloser Ziegelbau zur Unterbringung von Lesesaal / Leseraum errichtet.
Heute beherbergt die Alte Universitätsbibliothek besonders wertvolle, historische Buchbestände, wie z. B. die Spezialsammlungen "Altes Buch & Handschriften" und "Pomeranica".
Heute beherbergt die Alte Universitätsbibliothek besonders wertvolle, historische Buchbestände, wie z. B. die Spezialsammlungen "Altes Buch & Handschriften" und "Pomeranica".
Entwurfskonzept
Die entscheidende Neuerung im Entwurfskonzept von Martin Gropius lag in der konsequenten Abkehr von einer bis dahin üblichen Saalbibliothek. So wurde die Alte Universitätsbibliothek Greifswald als Magazinbibliothek geplant und errichtet. Innerhalb des dreigeschossigen Gebäudes wurde der Magazinteil vom Arbeits- und Bürobereich klar getrennt.
Der Arbeits- und Bürobereich für die Mitarbeitenden der Bibliothek befindet sich im nördlichen Teil des Gebäudes und erstreckt sich in jedem der drei Geschosse über eine Länge von vier Gebäudeachsen. Südlich an den Arbeits-/ Bürobereich schließt sich über eine Länge von sieben Gebäudeachsen der Magazinteil mit sechs Halbgeschossen an. Auf sechs Ebenen aus gusseisernen Rosten ist das Büchermagazin in die Gebäudehülle eingestellt und ist in jedem Hauptgeschoss zugänglich.
Diese Innenraumgliederung - drei Vollgeschosse im Büroteil, sechs Halbgeschosse im Magazinteil - ist von außen nicht sichtbar. Drei Geschosse bilden das äußere Erscheinungsbild.
Es handelt sich um ein dreigeschossiges, unterkellertes Backsteingebäude mit gelber Ziegelbänderung, auf rechteckigem Grundriss und mit flachem Walmdach. Die Fundamente sind als Streifenfundamente aus Mauerwerk errichtet. Die Decken im nördlichen Arbeitsbereich sind als gemauerte Gewölbedecken ausgeführt. Im Magazinbereich sind teilweise gemauerte Gewölbedecken, sonst Laufstege aus einer gusseisernen durchbrochenen Konstruktion vorhanden. Die Dachkonstruktion besteht aus einem Pfettendach mit zwei stehenden Stühlen und seitlichen Hängewerken. Das Dach ist mit Schieferplatten auf Holzschalung gedeckt. Die Fassade ist stark gegliedert. Hohe Rundbogenfenster mit darüber liegenden profilierten Bögen dominieren gegenüber den sparsam und in gelbem Backstein dazwischen eingefügten Gesimsen und gliedernden Einfassungen.
Der 1958 östlich/hofseitig über eine Breite von drei Gebäudeachsen angebaute Lesesaaltrakt ist im Erd- und 1. Obergeschoss direkt vom Büroteil des "Gropiusbau" aus zugänglich. Hier sind in beiden Geschossen jeweils Leseraum / Lesesaal mit kleiner Handbibliothek untergebracht.
Es handelt sich um ein zweigeschossiges, unterkellertes Gebäude in traditioneller Bauweise, mit rechteckigem Grundriss und nicht ausgebautem Dach. Die Fundamente sind als Streifenfundamente aus Beton hergestellt. Die Decken sind als DIN-Decken ausgeführt und auf einem inneren System aus Betonstützen und Betonunterzügen gelagert. Die flach geneigte Dachkonstruktion aus Nagelbindern ist mit Dachschalung und Bitumendachbahnen gedeckt. Das Außenmauerwerk besteht aus Ziegel-Sichtmauerwerk.
Der Arbeits- und Bürobereich für die Mitarbeitenden der Bibliothek befindet sich im nördlichen Teil des Gebäudes und erstreckt sich in jedem der drei Geschosse über eine Länge von vier Gebäudeachsen. Südlich an den Arbeits-/ Bürobereich schließt sich über eine Länge von sieben Gebäudeachsen der Magazinteil mit sechs Halbgeschossen an. Auf sechs Ebenen aus gusseisernen Rosten ist das Büchermagazin in die Gebäudehülle eingestellt und ist in jedem Hauptgeschoss zugänglich.
Diese Innenraumgliederung - drei Vollgeschosse im Büroteil, sechs Halbgeschosse im Magazinteil - ist von außen nicht sichtbar. Drei Geschosse bilden das äußere Erscheinungsbild.
Es handelt sich um ein dreigeschossiges, unterkellertes Backsteingebäude mit gelber Ziegelbänderung, auf rechteckigem Grundriss und mit flachem Walmdach. Die Fundamente sind als Streifenfundamente aus Mauerwerk errichtet. Die Decken im nördlichen Arbeitsbereich sind als gemauerte Gewölbedecken ausgeführt. Im Magazinbereich sind teilweise gemauerte Gewölbedecken, sonst Laufstege aus einer gusseisernen durchbrochenen Konstruktion vorhanden. Die Dachkonstruktion besteht aus einem Pfettendach mit zwei stehenden Stühlen und seitlichen Hängewerken. Das Dach ist mit Schieferplatten auf Holzschalung gedeckt. Die Fassade ist stark gegliedert. Hohe Rundbogenfenster mit darüber liegenden profilierten Bögen dominieren gegenüber den sparsam und in gelbem Backstein dazwischen eingefügten Gesimsen und gliedernden Einfassungen.
Der 1958 östlich/hofseitig über eine Breite von drei Gebäudeachsen angebaute Lesesaaltrakt ist im Erd- und 1. Obergeschoss direkt vom Büroteil des "Gropiusbau" aus zugänglich. Hier sind in beiden Geschossen jeweils Leseraum / Lesesaal mit kleiner Handbibliothek untergebracht.
Es handelt sich um ein zweigeschossiges, unterkellertes Gebäude in traditioneller Bauweise, mit rechteckigem Grundriss und nicht ausgebautem Dach. Die Fundamente sind als Streifenfundamente aus Beton hergestellt. Die Decken sind als DIN-Decken ausgeführt und auf einem inneren System aus Betonstützen und Betonunterzügen gelagert. Die flach geneigte Dachkonstruktion aus Nagelbindern ist mit Dachschalung und Bitumendachbahnen gedeckt. Das Außenmauerwerk besteht aus Ziegel-Sichtmauerwerk.
Baumaßnahme - Konstruktive und bautechnische Besonderheiten
Im Zuge des 2. Bauabschnittes wurde das Gebäude einer teilweisen Instandsetzung und einer brandschutztechnischen Sanierung in Teilen unterzogen. Dabei blieb der Gebäudekomplex in seiner ursprünglichen Kubatur und Gestaltung erhalten.
Beispielhaft zu nennen sind hier u.a. folgende durchgeführte Maßnahmen:
Beispielhaft zu nennen sind hier u.a. folgende durchgeführte Maßnahmen:
- Wiederherstellung der historischen Fassungen der Wände, Decken, Türen und Fußböden im Treppenhaus und in den Fluren im Bürotrakt
- Herstellung / Neueinbau von WC-Anlagen im Erdgeschoss des Bürotraktes
- Schadstoffsanierung und -entsorgung
- Bauliche Folge- und/oder vorbereitende Leistungen aufgrund der Neuinstallationen, wie z.B. Malerarbeiten, Bodenbeläge
- Schließen aller Wand- und Deckendurchbrüche sowie Einbau von brandschutztechnisch notwendigen Türen entsprechend Brandschutzkonzept
Gebäudetechnik
Sowohl im Büro- als auch im Magazintrakt wurden nach Rückbau der alten Anlagen die haustechnischen Installationen erneuert:
- Erneuerung Installationen Elektro, Fernmelder und Sanitär, Beleuchtung, Wasser- und Abwasseranlagen
- Umrüstung der Heizungsanlage des Gebäudes von Einrohr auf Zweirohr
- Installation Meldeanlagen bei Einbruch und Brand
- Einbau einer Hochdruck-Wasser-Nebel-Löschanlage im Magazinbereich zum Schutz der wertvollen Kulturgüter
Denkmalschutz
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Alle Arbeiten zur Instandsetzung und Sanierung erfolgten sowohl planerisch als auch in der Bauausführung unter Berücksichtigung der Denkmalpflegerischen Zielstellung, welche auf Grundlage von Restauratorischen Untersuchungen (2017) erarbeitet worden war.
Die wichtigsten Eckdaten - Sanierung der Alten Universitätsbibliothek Greifswald
11/2015 | Vorlage BBN2 |
---|---|
03/2016 | Planungsauftrag für Erstellung der EW-Bau |
01/2018 | Anerkennung EW-Bau |
02/2019 | Baubeginn |
08/2022 | Bauende / Fertigstellung - Übergabe an den Nutzer |
10/2022 | geplante Feierliche Einweihung - am 24. Oktober 2022 wird das Gebäude der Alten Universitätsbibliothek mit einem Festakt der Universität feierlich eröffnet. |
Planungsdaten - Sanierung der Alten Universitätsbibliothek Greifswald
Bauherr | Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt Greifswald |
---|---|
Gesamtbaukosten (inkl. 1. Nachtrag) | 3,9 Millionen Euro |
davon Baukosten | 3,1 Millionen Euro |
davon Honorarkosten | 0,8 Millionen Euro |
Nutzungsfläche | 4.665 m² |
Nettoraumfläche | 5.230 m² |
Bruttogrundfläche | 6.408 m² |
Bruttorauminhalt | 16.320 m³ |
Gebäudeplanung | Architekturbüro Fred Kurt Lesche, Greifswald |
Tragwerksplanung | ISB Kirsch, Greifswald |
TGA Haustechnik | Architekten- und Ingenieurunion (AIU), Stralsund |
Hochdruck-Wassernebel (HDWN)-Anlage | Planungsteam Energie, Berlin |
Gutachten Restaurierung | Peter Wagner, Rubenow |
Anteil regionaler Auftragnehmer | Der überwiegende Teil der Bauleistungen sowie der Planungsleistungen wurde von Firmen bzw. Büros aus Mecklenburg-Vorpommern ausgeführt. |
Standort der Alten Universitätsbibliothek Greifswald
Standort der Alten Universitätsbibliothek Greifswald, Rubenowstraße 4