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Blick vom 2. Bauabschnitt auf das Diagnostikzentrum DZ 7 - dem Kern des Klinikums © 2012 Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern

Ausbau universitäres Klinikum

16.03.2023 | Fertigstellung

Ausbau universitäres Klinikum

16.03.2023 | Fertigstellung

Universitätsmedizin (UMG) Greifswald - Masterplan und Neubau Klinikum in zwei Bauabschnitten

16.03.2023 • Klinikbau im SBL Greifswald
Die Universitätsmedizin Greifswald befindet sich seit Mitte der 1990er Jahre in ihrer bisher größten Ausbauphase. Verantwortlich für die Bauprojekte war bzw. ist der Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL) Mecklenburg-Vorpommern, Geschäftsbereich Hochschul- und Klinikbau, seit 2020 das Staatliches Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Greifswald.
Auf dem Gelände des Entwicklungsgebietes Jahnstraße / Rathenaustraße / Fleischmannstraße / Anklamer Straße / Karl-Liebknecht-Ring wurden bzw. werden die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, die Medizinische Fakultät mit dem neuen Klinikum als größten Bestandteil sowie von beiden Fakultäten genutzte zentrale Einrichtungen errichtet. Nach Fertigstellung werden hier alle ursprünglich an unterschiedlichen Standorten verteilten medizinischen Einrichtungen der Greifswalder Universität konzentriert sein und zusammen mit den Einrichtungen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät hochmoderne, innovative und hervorragende Bedingungen für Lehre und Forschung, für Mediziner, Patienten und Studierende ermöglichen.

Historische Entwicklung

Die historischen Kliniken der Greifswalder Universität entstanden größtenteils Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts an drei Hauptstandorten. Der erste Hauptstandort befindet bzw. befand sich im Bereich Innenstadt an der Friedrich-Loeffler-Straße (Chirurgie, Innere Medizin), Wollweberstraße (Gynäkologie) und Rubenowstraße (Augenklinik). Der zweite Hauptstandort befand sich in der Greifswalder Fetten-Vorstadt im Bereich Soldmannstraße (Kinderklinik) und Ellernholzstraße (Neurologie). Ein dritter Hauptstandort besteht in unmittelbarer Nähe des neuen Campus im Bereich Rudolf-Petershagen-Allee (ehemalige HNO-Klinik) und Fleischmannstraße (Radiologie, Dermatologie, Urologie). Dieser dritte Hauptstandort und historische Bebauungspläne belegen, dass es bereits um 1925 Überlegungen und Vorstellungen gab, nördlich der Anklamer Straße einen neuen Universitätscampus mit Mathematisch-Naturwissenschaftlicher Fakultät und neuem Klinikum in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen zu lassen. Mit dem Bau des Diagnostikzentrums DZ 8 im Jahre 1980 und dem Bettenhaus 1989/1990 wurde diese Idee zu DDR-Zeiten weiter voran getrieben - wenn auch nur in geringem Umfang.

Wettbewerb 1995/1996

Mit dem 1995/1996 durchgeführten europaweiten Wettbewerb mit Realisierungsteil wurde die Idee von 1925 zum Universitätscampus mit Medizinischer und Mathematisch-Naturwissenschaftlicher Fakultät wieder aufgegriffen und die Voraussetzungen zur Umsetzung geschaffen. Aus 127 Bewerbern wurden 8 Wettbewerbsteilnehmer ausgewählt. Als Sieger ging das Büro Dall & Lindhardtsen aus Dänemark hervor. Auf Grundlage des Entwurfes des Wettbewerbssiegers und des daraufhin aufgestellten Städtebaulichen Rahmenplanes nahm hier seit Mai 1999 das modernste Klinikum Deutschlands nach und nach Gestalt an.

Städtebauliches Konzept

Das Klinikum entstand östlich der neuen Promenade zwischen Rudolf-Petershagen-Allee und Anklamer Straße. Die Bebauungsstruktur entspricht im Großen und Ganzen der des Wettbewerbes: viergeschossige Bettenhäuser bilden die Fassade zur Promenade, dahinter liegen ein- bis dreigeschossige Untersuchungs- und Behandlungsgebäude, die durch ein ausgeklügeltes und weitläufiges System verglaster Bogengänge miteinander verbunden sind.
Der Haupteingang des Klinikums befindet sich an der Westseite des ehemals vorhandenen DZ 8, zwischen 1. und 2. Bauabschnitt. Durch seine halbrunde Form und die Aufweitung der Promenade in diesem Bereich erfährt er seine besondere Betonung. Das DZ 8 sollte ursprünglich saniert und modernisiert werden und den 1. und 2. Bauabschnitt verbinden. 2012 wurde es jedoch durch den Ersatzneubau DZ 7 an gleicher Stelle ersetzt.

Gestaltungskonzept

Das Erscheinungsbild aller zum Klinikum gehörenden Gebäude, wie Bettentürme und Untersuchungs- und Behandlungsbereiche, orientiert sich hinsichtlich Materialien, Farb- und Formgebung konsequent an den Vorgaben des Städtebaulichen Rahmenplanes: natürliche Materialien in Form von gelben Klinkerfassaden, abgesetzt mit roten Ziegelschichten dominieren das Bild und vermitteln einen harmonischen Gesamteindruck. Glas, Aluminium und Stahl sind als komplettierende Materialien zur Markierung besonderer Bereiche und Gebäudegrenzen zu finden. Erker und Bogengänge variieren die Fassadengestaltung.
Alle Fassadenteile behalten die ursprünglichen Farbtöne des Materials und es herrscht ein einheitlicher und naturbelassener Gesamteindruck. Die verschiedenen funktionellen Inhalte werden durch die individuellen Strukturen insbesondere der Bettentürme hervorgehoben, die sich als kubische Baukörper mit annähernd quadratischer Grundfläche eindeutig von den dahinterliegenden flächigen Bereichen absetzen.
Ein besonderes Gestaltungsmerkmal und Entwurfsprinzip ist die Anlage individuell gestalteter Innenhöfe bzw. Atrien. Im 1. Bauabschnitt beschränkte sich dies noch auf die Grünplanung der Freianlagen. Im 2. Bauabschnitt stehen die Innenhöfe immer unter der Visualisierung eines übergeordneten Mottos, z. B. in der neuen Kinderklinik unter dem Motto "Frau Holle" oder "Bleistifte und Buntstifte", als kindgerechte Motive. Die Höfe sind von den Gängen und zum Teil von den Patientenzimmern einsehbar und thematisieren ihr Motto auf abstrahierte, Phantasie anregende und plakative Weise.

Der erste Bauabschnitt (1. BA)

Die Planungen für den 1. BA begannen unmittelbar im Anschluss an den Wettbewerb, im Januar 1997. Von Mai 1999 bis Dezember 2003 wurde er nördlich des zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Diagnostikzentrums DZ 8 (2010 bis 2012 durch den Neubau DZ 7 ersetzt) errichtet und beinhaltet folgende Bauteile bzw. Bereiche: zwei viergeschossige Bettentürme, in denen die Augenklinik und die Klinik für Neurologie und Neurochirurgie untergebracht sind, sowie die Notfallmedizin und die Radiologie. Im Bereich des Haupteinganges befinden sich ein Hörsaal mit 160 Plätzen sowie ein Bistrobereich für Besucher, Patienten und Personal. Außerdem sind hier Dienstleistungen, wie kleinere Läden und ein Friseur eingeordnet.

Die wichtigsten Eckdaten - Klinikum, 1. Bauabschnitt

Kapazität 214 Betten, 5 OP-Säle, 1 Hörsaal
Baukosten 64 Millionen Euro
Baubeginn Mai 1999
Grundsteinlegung 3. Mai 2000
Richtfest 1. November 2000
Bauende / Übergabe Dezember 2003 / April 2004
Gesamtnutzfläche 10.800 m² NF
Architekt Dall & Lindhardtsen, Dänemark
Tragwerksplanung AIU Stralsund
Gebäude-/Labortechnik PGT Planungsgemeinschaft Technik GTB, Berlin
Bauüberwachung HWP Stuttgart
Bauherr
Stand: 26. Januar 2023

Der zweite Bauabschnitt (2. BA)

Der 2. BA des Klinikums entstand von 2004 bis 2011 südlich des ursprünglich vorhandenen DZ 8 und damit südlich des 1. BA. Hier wurden in drei viergeschossigen Bettenhäusern folgende Bereiche untergebracht: Chirurgie, Intensivmedizin, Anästhesie, Orthopädie, HNO, Urologie, Dermatologie, Kinderklinik und Frauenklinik. Bestandteil des 2. BA war auch weiterer Hörsaal mit 200 Sitzplätzen in einem aufsteigendem Gestühl, welches optimale Sicht gewährleistet. Die ursprünglich geplante Sanierung des Diagnostikzentrum DZ 8, realisiert 2010 bis 2012 als Ersatzneubau DZ 7, gehörte mit zum 2. BA, bildete aber eine eigenständige Baumaßnahme.

Die wichtigsten Eckdaten - Klinikum 2. Bauabschnitt

Kapazität 373 Betten, 9 OP-Säle, 1 Hörsaal
Baukosten 137 Millionen Euro
Baubeginn Februar 2004
Richtfest 3. November 2005
Übergabe 1. Bereich 8. August 2007 (Blutbank / Zentrallabor), 08.10.2007 (Anbau Bettenhaus - AWT-Aufzüge)
Übergabe 2. Bereich 1. Juli 2009 (Bettenhäuser, Bauteil Süd, Magistrale)
Übergabe 3. Bereich 4. Januar 2010 (vorgezogene Bereiche Bauteil Nord - Kinderklinik)
Übergabe 4. Bereich 13. Oktober 2010 (Hörsaal)
Fertigstellung / Technische Übergabe 1. Juli 2011
Gesamtnutzfläche 22.000 m² NF
Architekt / Bauüberwachung HWP Stuttgart
Tragwerksplanung AIU Stralsund
Gebäude-/Labortechnik PGT Planungsgemeinschaft Technik GTB, Berlin
Bauherr
Stand: 26. Januar 2023

Kapazitätserweiterungen

Um den ständig steigenden Bedarf an Bettenkapazitäten abdecken zu können, waren bzw. sind bereits Erweiterungsmaßnahmen erforderlich. Von Oktober 2008 bis März 2009, in nur sechs Monaten Bauzeit entstand nördlich des 1. BA ein eingeschossiges Gebäude in Modulbauweise. Hier wurden in 23 Modulen zwei Bettenstationen mit insgesamt 48 Betten für die Unfallchirurgie untergebracht.
Eine zweite Maßnahme zur Erhöhung der Kapazität war der Bau eines zusätzlichen, 6. Bettenturmes in unmittelbarem Anschluss südlich des 2. BA. Auch hier handelt es sich um einen Montagebau aus Modulen, der mit seiner Fertigstellung im April 2011 eine Kapazitätserweiterung um 115 Betten ermöglichte.
Die Farb- und Formgebung beider Erweiterungsmaßnahmen orientiert sich ausschließlich an den Gebäuden des neuen Klinikums. Mit den gelben Klinkerfassaden sind die Gebäude nach Fertigstellung als Modulbaukörper nicht mehr zu erkennen.

Komplettierende Einrichtungen

Zusätzlich zu den eigentlichen Klinikgebäuden des 1. und 2. BA entstanden auf dem Gelände des Universitätsklinikums seit 1995 mehrere Einrichtungen und Funktionsgebäude, die für ein modernes und funktionierendes Klinikum unerlässlich sind und dieses komplettieren:
  • vor 1995 Neubau Dialyse
  • 1995 - 1996 Neubau Gebäude für Zentralsterilisation
  • 2001 - 2002 Neubau Luftrettungsstation
  • 2002 - 2004 Neubau Ver- und Entsorgungszentrum
  • 2005 - 2006 Neubau Zentrum für Zahnmedizin-, Mund- und Kieferheilkunde
  • 2006 - 2007 Neubau eines Laborgebäudes (Interimslösung für Laborflächen des DZ 8)
  • 2010 - 2011 Neubau Forschungsflächen für Forschungscluster III
  • 2010 - 2012 Ersatzneubau DZ 7
  • 2015 - 2018 Neubau Notaufnahme und Pflegestation für Innere Medizin
  • 2019 - 2022 Neubau Forschungscluster IIIa
Seit November 2022 laufen die Bauarbeiten für das aktuellste Bauvorhaben der Universitätsmedizin Greifswald, den Forschungsbau William B. Kannel Center for Community Medicine (CM), der östlich des 2. BA im südöstlichen Campusbereich entsteht. Mit seiner geplanten Fertigstellung Ende 2026 wird er als interdisziplinäres Zentrum für bevölkerungsbezogene Gesundheitsforschung das Institut für CM als größte und forschungsstärkste Einrichtung der UMG beherbergen und an diesem markanten Eckstandort auch städtebaulich ein signifikantes Highlight setzen.

Lageplan Universitätsmedizin Greifswald

17475 Greifswald, Fleischmannstraße 8

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