Neues Institutsgebäude für die Sportwissenschaft an der Universität Rostock
01.10.2024 • Neues Institutsgebäude in Rostock
Als zweite Baumaßnahme des Gesamtprojektes ULMICUM (Entwicklung des Campus Ulmenstraße) entstand auf der Liegenschaft Am Waldessaum 23a in Rostock der Neubau des Instituts für Sportwissenschaft.
Verantwortlich für das 12,6 Millionen Euro umfassende Bauprojekt ist das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Rostock.
Standort
Die Liegenschaft Am Waldessaum 23 befindet sich im westlichen Stadtgebiet von Rostock in unmittelbarer Nähe der Neptun-Schwimmhalle, des Ostseestadions sowie des Rostocker Zoos. Sie besitzt eine Grundstücksgröße von ca. 74.900 m2 und erstreckt sich südlich der Straße Am Waldessaum. Nördlich der Liegenschaft schließt sich die kleinteilige Wohnbebauung der Gartenstadt an. Die Nutzung der Liegenschaft erfolgt durch die Universität Rostock und ist geprägt durch die vorhandenen Sportanlagen (Fußball, Tennis, Volleyball). Bebaut war das Grundstück bisher nur mit einzelnen eingeschossigen Nebengebäuden sowie einem eineinhalb-geschossigen Servicegebäude, welches Umkleide- und Sanitärräume, einen Fitnessraum und Sporträume beinhaltet.
Beschreibung der Baumaßnahme
Der Neubau des Instituts für Sportwissenschaft wurde 2023 an den Nutzer, die Universität Rostock, übergeben. Der Neubau entstand hier als zweigeschossiges Gebäude an der östlichen Grundstücksgrenze im Eckbereich zu den Straßen Am Waldessaum und Rennbahnallee. Er gliedert sich nach seinen Funktionsbereichen in drei zweigeschossige Einzelbaukörper, die durch Gebäudefugen miteinander verbunden werden und nimmt die Kleinteiligkeit der Gartenstadtbebauung auf. Zur Straße Am Waldessaum präsentiert sich der Laborbereich. Westlich davon fügt sich eine zweigeschossige Kammstruktur mit den Institutsflächen an. Nach Süden, Richtung Wald (Barnstorfer Anlagen) orientiert, liegt die Sporthalle. Die Eingangshalle verbindet alle Funktionen miteinander.
Die Erschließung für Fußgänger, Radfahrer, Pkw- und Anlieferverkehr erfolgt von der Straße Am Waldessaum über eine neue Zufahrt, entlang derer auch die notwendigen Stellplätze und Fahrradstellplätze angeordnet wurden.
Bei der Sporthalle handelt es sich um eine Einfeldhalle ohne Besucherplätze. Mit einer Nutzfläche von 405 m² werden hier Sportarten wie Judo, Aerobic, Yoga, Tanzen, Turnen, Kraftsport, Basketball, Volleyball etc. trainiert. Die Sporthalle ist mittig durch einen Trennvorhang teilbar. Jeder Sporthallenbereich verfügt über einen zugehörigen Geräteraum. Im Sporthallenbereich sind die Umkleide- und Sanitärräume sowie ein Erste-Hilfe-Raum verortet. Die Erschließung der Sporthalle erfolgt über den Windfang des Haupteinganges, so dass eine separate Nutzung der Sporthalle auch außerhalb der Institutszeiten gewährleistet werden kann.
Über den Haupttreppenraum mit Aufzugsanlage gelangt man in den zweigeschossigen Gebäudekamm mit Instituts- und Lehrflächen. Im Erdgeschoss befinden sich der Seminarraum für 30 Personen sowie der Hörsaal mit festem ansteigendem Gestühl für 86 Personen. Der Foyerbereich besitzt Sitzmöglichkeiten mit Schließfächern und bietet den Blick und Austritt in den Innenhof. Weiterhin sind im Erdgeschoss Büros und Technikflächen angeordnet. Im Obergeschoss befinden sich ausschließlich Büroflächen und zugehörige Nebenräume.
Im nördlichen Baukörper befindet sich der Laborbereich. In den vier Laboren erfolgen Testreihen und Messungen mit und an Probanden unter verschiedenen sportlichen Tätigkeiten bzw. körperlichen Belastungen. Die Labore 1 und 3 erhielten zentral angeordnet Probandenumkleiden mit Sanitärbereich. Das Labor 2 besitzt eine Schallkammer als Raum-in-Raum-Konstruktion.
Architektur und Gestaltung
Die Fassadenbekleidung besteht aus sandsteinfarbenem Verblendsteinmauerwerk. Dieses wurde im Gebäude im Bereich der Gebäudefugen (Mittelflur und Haupttreppenraum) als Wandbekleidung fortgeführt, sodass die Gliederung des Gebäudes in Einzelbaukörper auch innerhalb des Gebäudes ablesbar ist. Vor den Fensteröffnungen und als verbindende Elemente wurden bündig mit dem Verblendsteinmauerwerk vertikale Holzlamellen auf Stahlrahmenkonstruktionen ausgeführt. Vor den Fenstern mit Aufenthaltsräumen erfolgte die Umsetzung als Faltschiebeläden, so dass sie nach Bedarf geöffnet werden können. Die Holzlamellen bestehen aus heimischer Lärche und sind technisch vorab vergraut worden.
Das Dach wurde als Flachdach mit einer extensiven Dachbegrünung ausgeführt.
Die Innenwände wurden größtenteils in Leichtbauweise erstellt, so dass auf mögliche spätere Nutzungsänderungen reagiert werden kann. In allen Bereichen mit akustischen Anforderungen, wie im Beratungsraum, Hörsaal und Seminarraum, wurden konstruktive Maßnahmen wie abgehängte, akustisch wirksame Unterdecken umgesetzt. Die Erschließungsflächen erhielten als Bodenbelag eine mineralische Beschichtung. Die Labore, Umkleidebereiche, Lager und der Hörsaal wurden mit einem Linoleumbelag ausgestattet, die Sporthalle mit einem hochwertigen Schwingboden mit Parkettbelag.
Nachhaltigkeit
Die Anforderungen aus der geltenden Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz wurden unter den Kriterien der Wirtschaftlichkeit und Optimierung der Folgekosten aus der Gebäudenutzung umgesetzt. Die Dimensionierung der Bauteile und Dämmstärken der thermischen Gebäudehülle sowie die Auswahl der TGA-Komponenten erfolgte unter der Maßgabe, dass der Transmissionswärmetransferkoeffizient die Anforderungen um 30 Prozent unterschreitet.
Es wurden nur Hölzer und Holzprodukte aus regionaler bzw. europäischer Forstwirtschaft an der Fassade (Holzlamellenkonstruktion mit Faltschiebeläden) und in der Sporthalle (Dachtragwerk, Fußbodenkonstruktion und Prallwand) verwendet. Durch die Konstruktion der Gebäudehülle als zweischalige Außenwand wird eine Rückbaufähigkeit gewährleistet, die verbauten Materialien können recycelt werden. Im Rahmen der Kreislaufwirtschaft können 90 Prozent der gebrannten Klinker wiederverwendet werden. Die Klinkerfassade besitzt eine hohe Lebensdauer und ist extrem widerstandsfähig gegen Wetterbedingungen.
Die Dachbegrünung bietet Tieren und Pflanzen wertvollen Lebensraum. Des Weiteren speichert sie Regenwasser und gibt dieses nur langsam durch Verdunstung an die Umgebung ab. Bei starken Regenfällen trägt sie zu Entlastung der städtischen Kanalisation bei. Das Gründach wirkt sich positiv auf das Raumklima der darunter liegenden Räume aus. Im Sommer sorgt die Verdunstungsleistung der Pflanzenschicht für Kühlung, im Winter fungiert der Gründachaufbau als zusätzliche Wärmedämmung. Die begrünten Dachflächen reduzieren den CO2-Anteil in der Luft, ca. ein m² extensives Dachgrün absorbiert bis zu 1,2 kg CO2 jährlich.
Das Gebäude besitzt ein Blockheizkraftwerk, produziert vorrangig Strom und kann leistungsmodellierend gefahren werden, sodass ein hoher Wirkungsgrad auch mit Teillastbetrieb erhalten bleibt. Des Weiteren wurde auf der Dachfläche eine Photovoltaik-Anlage installiert. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gewährleistet eine Minimierung der Lüftungswärmeverluste.
Kunst am Bau
Am 7. März 2024 tagte ein Preisgericht und kürte erfolgreich den Siegerentwurf. Die erstplatzierte Arbeit mit dem Titel "SPIELFELD – FARBFELD – BILDFELD“ stammt von Martin Feistauer aus Langedorf, mit Atelier in Stralsund. Als Leitgedanken nennt der Künstler, dass die Böden von Sporthallen oder auch Stadien mit ihren verschiedenen, farbigen Markierungen einen ganz eigenen ästhetischen Reiz haben. Man kann sie als großformatige Bilder sehen. Dann sind sie Produkte regelbasierter, spieltechnischer Notwendigkeiten und körperlicher Aktion plus gefühlter Dynamiken.
Planungsdaten Neubau Institut für Sportwissenschaft
Bauherr | Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das SBL Rostock |
---|---|
Projektleitung | SBL Rostock |
Gesamtbaukosten | 12,6 Millionen Euro (davon Honorare 1,9 Millionen Euro) |
Beginn Vorwegmaßnahmen (Infrastruktur) | 12/2020 |
Baubeginn | 04/2021 |
Bauende | 08/2023 |
Nutzfläche | 1.630 m² (NUF 1-7) |
Bruttorauminhalt | 16.500 m³ |
Architektur (LPH 2-4) | SBL Rostock |
beauftragte Architekten (LPH 5-9) | Anderhalten Architekten, Berlin |
Tragwerksplanung | Ingenieurbüro Horn + Horn |
TGA-Planung | Inros Lackner SE, Rostock |
Brandschutzplanung | SBL Rostock |
Standort Neubau Institut für Sportwissenschaft
18057 Rostock, Am Waldessaum 23 A