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Bauwerk mit Landesbedeutung bekommt einen Dachreiter

17.04.2023 • Fördermaßnahme des Landes MV
Die Basilika St. Jürgen in Starkow erhält mit finanzieller Unterstützung des Landes einen sogenannten Dachreiter. Die Beantragung und Verwendung der Fördermittel des Landes, die in dieses Bauprojekt fließen, werden vom Staatlichen Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Rostock begleitet und geprüft. Ein Überblick.

Errichtung eines touristischen Informationszentrums in der Basilika St. Jürgen in Starkow mit Aussichtsplattform und Ausstellung

Die Gemeinde Velgast in Vertretung der Kirchengemeinde Starkow-Velgast, Evangelisches Pfarramt und dem Verein Backstein Geist und Garten e.V. als Betreiber, hat gegenüber dem Zuwendungsgeber, dem Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern, eine Anfrage auf Förderung gestellt. Nach positiver Rückmeldung unterstützte das SBL Rostock die Gemeinde in Starkow bei der Vorbereitung und Aufstellung der Antrags- und Bauunterlagen, als baufachliche Prüfstelle im Zuwendungsrecht M-V.
Eingereicht wurde der Antrag im Februar 2016. Die Planung und Konstruktion wurden auf Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit stichprobenweise geprüft. Ebenso wurde die Angemessenheit der Kosten durch das SBL Rostock geprüft. Das Ergebnis der Prüfung wurde in einem Prüfvermerk zusammengefasst und dem Zuwendungsgeber zur Verfügung gestellt. Das Landesförderinstitut als Bewilligungsbehörde hat den positiven Zuwendungsbescheid im Oktober 2018 der Gemeinde Velgast, der Kirchengemeinde und dem Verein Backstein Geist und Garten e. V. zugesendet.
Vor Baubeginn führte das SBL Rostock ein Beratungsgespräch mit allen planenden Beteiligten. Im September 2020 wurde mit dem Bau begonnen. Das SBL Rostock führte Besichtigungen vor Ort durch. Auftrags- und Abrechnungsübersichten werden ebenso geprüft, wie auch die Einhaltung der baufachlichen Bedingungen und Auflagen aus dem Zuwendungsbescheid.  Die Aufgabe des Dezernates Zuwendungsbau im SBL Rostock ist die Begleitung und Beratung des Bauherren während der Bauphase sowie eine stichprobenweise baufachliche Prüfung des Verwendungsnachweises. Letzterer wird im September 2023 zur Prüfung erwartet.

Geschichtlicher Umriss

Die Basilika St. Jürgen in Starkow gehört zu den frühen Dorfkirchen im Zentrum des festländischen Rügens, sie ist eine gotische, dreischiffige Backsteinbasilika mit einschiffigem Chor. Mit dem Kirchenbau wurde um 1280 durch Magister Ivan (Iven) von Starkow, dem vom Rügenfürsten Witzlaw, begonnen. Während des 30-jährigen Krieges wurde der Ort fast vollständig zerstört. Infolge der zahlreichen Wirren und Kriege befand sich die Kirche wiederholt in ruinösem Zustand. Von der mittelalterlichen Ausstattung ist lediglich die Taufe teilweise erhalten. Nur durch den Verkauf von Kirchenwald konnte das Bauwerk in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus seinem desolaten Bauzustand gerettet werden. Es erhielt einen neuen Dachstuhl und eine neogotische Innenausstattung. 1860 wurde von dem Stralsunder Orgelbauer Mehmel eine Orgel installiert. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts war die Kirche erneut dem Verfall preisgegeben. Ersten Maßnahmen zur Rettung des Gotteshauses durch die Eigeninitiative von Starkower Bürgern folgte 1990 bis 1992 die Außensanierung mit Mitteln der Landeskirche, der Kirchgemeinde, der Partnerkirche Hamburg-Sülldorf und mit Unterstützung des Landkreises. Von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde St. Jürgen als "Bauwerk mit Landesbedeutung" eingestuft. Sie ist damit die einzige Dorfkirche in Mecklenburg-Vorpommern mit diesem Prädikat.

Der Turmreiter

Der erste Bauabschnitt zur Stärkung der touristischen Attraktivität des Ortes, der Bau eines "Dachreiters" anstelle eines "Kirchturmes" oder "Aussichtsturmes" auf dem First der Kirche ist realisiert. Somit soll nicht nur deren Stellenwert im Ort gestärkt werden, sondern vielmehr die Möglichkeit geschaffen werden, dass Besucher der Kirche und des geplanten Informationszentrums diesen auch besteigen können, um von oben einen Aus- und Überblick über die Landschaft und den Ort zu genießen.
Der Aussichtspunkt liegt über dem First der Kirche und bietet somit die Möglichkeit des freien Rundumblickes mit Fernsicht. Die Erschließung des Aussichtspunktes erfolgt über die vorhandene Treppe im Mauerwerk des Westgiebels bis zum Fußpunkt des Gewölbes. Von dort ist eine Stahltreppe bis zur Ebene über den Gewölben errichtet. Diese Plattform bietet schon die Möglichkeit des Ausblickes aus den beiden zu öffnenden Luken im Westgiebel und in den Dachraum mit den Hängewerken über den Gewölben.  Von dieser Ebene geht es dann über eine zweiläufige Stahltreppe auf die nächste Ebene in Höhe der Kehlbalken des Dachstuhles. Hier beginnt die Wendeltreppe bis zu dem Aussichtsring um den Austritt der Wendeltreppe. Der Kopf der Wendeltreppe wird über einen verschließbaren und drehbaren Deckel verschlossen und schützt so auch den Dachraum vor Regen.
Die komplette Turmhaube einschließlich der Aussichtsebene und den Schürzen bis zur Dachebene bestehen aus bronzebeschichteten Blechen, welche im Material und Farbe als moderne Bauteile mit dem Backsteinmauerwerk der Kirche korrespondieren. In der Detailausbildung werden die Grate der Turmhaube noch durch Aufkantungen und Trennschienen gestalterisch betont. Die Plattformen im Dachraum erhalten umlaufend Geländer als Umwehrung und bieten den Besuchern zudem die Möglichkeit des Aufenthaltes und den Blick über die Gewölbe in den Dachraum. Zudem besteht die Möglichkeit diese Ebenen in das Informations- und Ausstellungskonzept mit einzubinden.

In Planung – der 2. Bauabschnitt

Zur weiteren Stärkung der touristischen Attraktivität sollen die bislang nicht sanierten und nichtgenutzten Seitenschiffe der Kirche für ein touristisches Informationszentrum hergerichtet werden. Davon bleibt die Nutzung der Kirche selbst unberührt. Die Räume für die Information liegen ausschließlich in den Seitenschiffen und werden auch von dort erschlossen. In die Nutzung als Informationszentrum eingeschlossen wurde der Raum unterhalb der Orgelempore, ohne diesen durch feste Wände o. ä. von der Kirche abzuteilen, auch um die räumliche Einheit im Raumerlebnis der Kirche zu erhalten.

Planungsdaten Dachreiter für die Basilika inStarkow

Bauherr Gemeinde Velgast in Vertretung der Kirchengemeinde Starkow-Velgast, Evangelisches Pfarramt und dem Verein Backstein Geist und Garten e.V.
Entwurfsplanung AUTZEN & REIMERS, Architekten und Stadtplaner BDA SRL, Berlin
Ausführungsplanung und Bauüberwachung Architektengemeinschaft MM+H GmbH, Stralsund
Metallbauarbeiten Firma Schindler Anlagenbau, Abtshagen
Statik GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner, Berlin
Statiker Werkplanung Metallbauarbeiten Ingenieurplanung Dr. Blum GmbH & Co. KG, Rostock
Gesamtbaukosten 1,4 Millionen Euro
 Bauwerk  760.000 Euro
 Technische Anlagen  100.000 Euro
 Ausstattung  200.000 Euro
 Baunebenkosten  370.000 Euro
 anteilige Landesförderung  1,2 Millionen Euro
Antragsbegleitende Prüfung der Bauunterlage SBL Rostock
Bauausführung- und Verwendungsnachweisprüfung SBL Rostock
Bildungszweck
Stand: 17. April 2023

Lageplan Basilika in Starkow

18469 Velgast, Starkow

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