Unterbringung des Amtsgerichtes Neustrelitz in einem historischen Gebäude
04.07.2013 • Allgemeiner Landesbau
In Neustrelitz wurde für die Unterbringung der Büroräume für die Richter und Verwaltungsangestellten des Amtsgerichtes im Haus 1 ein ehemaliges Palais umgebaut. Das Haus 1 gehört zu einem Gebäudekomplex, bestehend aus drei mit einander verbundenen Gebäuden, dem bereits 1996 instandgesetzten Haus 2 mit den Gerichtssälen und dem Haus 5, einem ehemaligen Hafthaus. Alle drei Gebäude sind Einzeldenkmale.
Verantwortlich für das Bauprojekt sowie die Unterbringung dieser Landesdienststelle ist der Geschäftsbereich Neubrandenburg des landeseigenen Betriebs für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL M-V). Der BBL M-V setzte das 3,7 Millionen Euro umfassende Bauprojekt in einer Bauzeit von knapp 2 1/2 Jahren um.
Zur Geschichte
Das denkmalgeschützte Haus 1 des Amtsgerichtes Neustrelitz wurde um 1800 als Palais erbaut. Es wurde auch als Bibliotheksgebäude (bis ca. 1928) und ab 1952 als Polizeidienststelle genutzt. Ab ca. 1990 stand das Gebäude leer. Umfangreiche Baumaßnahmen gab es in den Jahren um 1952, wie Baupläne aus dem Stadtarchiv belegen. Zu dieser Zeit wurde die alte Innentreppe mit dem ovalem Treppenauge herausgerissen und durch Betonstufen ersetzt. Weiterhin wurden alle Fenster ausgetauscht und Trennwände in den Räumen eingezogen. An der Fassade blieben nur die Hauseingangstür, das Geländer, wenige Stuckdetails und die Wangen des Treppenpodestes erhalten.
Baumaßnahmen
Das Gebäude ist ein Mauerwerksbau mit Holzbalkendecken und einem hölzernen Dachstuhl. Im Innern sind teilweise Fachwerkswände. Das denkmalgeschützte Gebäude befand sich vor der Sanierung in einem überwiegend schlechten baulichen Zustand. Insbesondere die Schäden durch Hausschwamm und Braunfäule waren gravierend. Die Auflager der Deckenbalken waren zu großen Teilen zerstört. Der Dachstuhl war schadhaft bzw. verformt. Das Ziegelgewölbe über dem Kellergeschoss war im Gefüge zerstört und wurde ersetzt. Die Fundamente mussten zu großen Teilen unterfangen und verstärkt werden. Das Außenmauerwerk war teilweise als Putzuntergrund ungeeignet und wurde ausgetauscht. Die technischen Anlagen mussten vollständig erneuert werden.
Im neu instand gesetzten Amtsgerichtsgebäude ist es gelungen, Historisches mit Modernem zu verbinden.
Die barocke Haupteingangstür, eines der wenigen erhaltenen Bauteile aus der Erbauerzeit, wurde historisch aufgearbeitet. Sie führt ins Foyer, wo sich die Wache befindet, die den Sicherheitsanforderungen angepasst wurde. Eine Glaswand mit Rundbogen gibt den Blick ins Treppenhaus frei. Hier befindet sich die Treppe als offene Stahlkonstruktion mit lärchenholzfarbenen Stufen hinauf an der gläsernen Verkleidung des modernen Aufzuges.
Im Obergeschoss wurde in zwei Räumen der alte diagonalverlegte Dielenfußboden sorgfältig ausgebaut, aufgearbeitet und wieder eingesetzt. Auch der alte Fries und die Ofennischen sind hier nur noch erhalten geblieben, obwohl der Hausschwamm bereits im Mauerwerk und in den Hölzern große Bauschäden verursacht hatte. Die alten, verzahnten, grauen Stützbalken heben sich von der weißen Decke und der sandfarbenen Wand ab. Hier sollten trotz der neuen Nutzung die alte Substanz, der Charme und die Raumaufteilung des alten Gebäudes bewahrt bleiben. Dazu waren aber auch Kompromisse notwendig. Im Erdgeschoss wurden Stahlträger eingezogen, weil die Statik des Palais für die neue Nutzung nicht ausreichte.
Planungsdaten - Unterbringung Amtsgericht Neustrelitz
Bauherr | Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch den BBL M-V, Geschäftsbereich Neubrandenburg |
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Projektleitung | BBL M-V, Geschäftsbereich Neubrandenburg |
Planung | A & S GmbH Neubrandenburg, architekten . stadtplaner . ingenieure |
Baukosten | 3,7 Millionen Euro |
Baubeginn | 02.2011 |
Bauende | 06.2013 |
Bruttogeschossfläche | 1.592 m² |
Bruttorauminhalt | 5.000 m³ |
Standort Amtsgericht Neustrelitz
17235 Neustrelitz, Tiergartenstraße 5