Neubau Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) Gülzow
03.12.2011 • Allgemeiner Landesbau
Die FNR ist eine Bundeseinrichtung, für deren Sitz sich Mecklenburg-Vorpommern beworben und den Zuschlag erhalten hat und die vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft institutionell gefördert wird.
In Gülzow entstand ein innovatives Bürogebäude
Dieses 1,8 Millionen umfassende Bauprojekt ist im Auftrag des Bundes von unserem BBL M-V Geschäftsbereich Neubrandenburg umgesetzt worden. Entstanden ist ein Niedrigenergiehaus in dem seit Mai 2011 moderne Arbeitsplätze für 31 Kolleginnen und Kollegen der FNR zur Verfügung stehen. Das Zentralarchiv der Fachagentur findet ebenfalls in dem Neubau Platz.
Architektur des Gebäudes
Die Grundidee des Neubaus war ein zweigeschossiger Holzstapel auf einem massiven, gemauerten Sockelpodest. Mit diesem Entwurfsansatz wurde das Material Holz nicht nur als Baumaterial eingesetzt, sondern es wurde auch zum Ausgangspunkt der Gestaltung. Die FNR hat damit ein Demonstrationsgebäude erhalten, das bereits in seiner Grundform das Thema zum Ausdruck bringt.
Der Baukörper oberhalb des Sockels besitzt eine horizontal gegliederte Eichenholzfassade. Die Fenster schneiden in die Holzfassade ein. Die Fensterlaibungen der Lochfassade wurden in Anlehnung an die farbigen Holzfenster der bestehenden Gebäude mit eingefärbtem Glas hergestellt.
Der Neubau hat eine nahezu quadratische Grundfläche von 16,95 m x 16,55 m und eine Höhe von fast 10 m. Das Sockelgeschoss nutzt die Topographie des Geländes und ist zur Hälfte angedeckt. Damit gliedert sich der Neubau in der Baukörperhöhe und Geschossigkeit in die bestehende Umgebungsbebauung ein.
Der Neubau wurde auf dem ca. 35 m breiten und 36 m langen Baugrundstück errichtet. Das Grundstück ist Teil der Gutshausanlage in Gülzow. Diese wird dominiert vom Gutshaus. Auf der Nordseite flankieren die bestehenden Nebengebäude das Gutshaus. Auf der Südseite des Gutshauses schließen sich südöstlich die Gebäude des alten Instituts und südwestlich das neue Institut an. Diese werden von anderen Einrichtungen des Landes genutzt.
Umsetzung des energetischen Konzeptes
Das Gebäude ist entsprechend den Vorgaben als Niedrigstenergiegebäude konzipiert. Zielstellung war die Unterschreitung des Standes der EnEV 2007 um 60 Prozent. Dies entspricht einer Unterschreitung der EnEV 2009 um 30 Prozent. Das Gebäude wird einen Primärenergieverbrauch zur Heizung von unter 25 kWh/m² pro Jahr erreichen. Um diesen Energiestandard zu erreichen, war an erster Stelle eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle notwendig. Diese wurde an den Bauteilanforderungen des Passivhaushausstandards orientiert. Lediglich die Fenster unterschreiten diese Anforderungen, da hier aus Kostengründen auf gedämmte Rahmen verzichtet wurde. Hier sind dreifach-Scheiben zum Einsatz gekommen.
Zweiter wichtiger Punkt des Energiekonzeptes ist die aktive und passive Nutzung der Sonnenenergie. In den Übergangsmonaten im Frühjahr und Herbst fungiert das Foyer als Sonnenfalle. Die einstrahlende Sonnenenergie wird in den massiven Bauteilen des Bodens und der Stampflehmwand auf der Rückseite des Foyers gespeichert und zeitversetzt wieder an das Gebäude abgegeben.
Um eine Überhitzung im Sommer zu vermeiden, wird diese Fassade bei steil stehender Sonne durch einen festen Sonnenschutz geschützt, der nur flach einfallende Sonnenstrahlen durchlässt. Der Sonnenschutz wird durch ein Photovoltaikelement gewährleistet und dient zugleich der Stromerzeugung.
Dritter Punkt des Energiekonzeptes ist die Speicherung von Wärme. Hierzu dient die 200 m³ große Löschwasserzisterne, die eine zwingende Forderung des Brandschutzkonzeptes ist. Sie ist direkt südlich des Archivs im Anschluss an das Gebäude eingeordnet. In diese Zisterne wird nicht nur die überflüssige Wärme aus den Räumen im Sommer abgeleitet, sondern vor allem auch die entstehenden Wärmelasten im Serverraum eingeleitet.
Die Heizung des Gebäudes erfolgt mittels einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe, die ihre Energie aus der Zisterne entnimmt. Für die Leistungsspitzen bei Heizung und Kühlung des Gebäudes stehen zusätzlich oberflächennahe Kompaktsonden zur Verfügung, die mittels Geothermie die Energie aus dem Boden ziehen. Die Verteilung der Energie im Haus erfolgt über ein Rohrsystem, das sowohl in den Estrichen - vergleichbar einer konventionellen Fußbodenheizung - als auch in den massiven Speicherbauteilen des Foyers eingebaut ist. Hierdurch werden die Bauteile im Sommer gekühlt und im Winter geheizt. Dies wird unterstützt durch die thermische Speichermasse dieser Bauteile im Foyer.
Weiterer wichtiger Baustein des Energiekonzepts ist die kontrollierte Lüftung des Gebäudes mit Wärmerückgewinnung am Lüftungsgerät. Die Lüftungsanlage versorgt alle Büros im Bereich der Fassade mit Frischluft. Hierdurch ist es in der Heizperiode nicht mehr notwendig, die Fenster zum Lüften zu öffnen. Die Abluft wird oberhalb des Atriums und in den Nebenräumen abgezogen. Die Wärme der Abluft wird über einen Wärmetauscher für die Frischluft bereitgestellt, dadurch werden die Lüftungswärmeverluste verringert. Die Frischluft wird über einen Erdwärmetauscher unterhalb des Gebäudes angesaugt. Dieser konditioniert die Luft vor - im Winter wärmt er, im Sommer kühlt er. Auch die Frostsicherheit der Anlage wird hierdurch sichergestellt. Ergänzt wird das Konzept durch aktive Nutzung solarer Energien durch Photovoltaik.
Grundlage der Planung war die Entscheidungsunterlage vom 14. Februar 2007, in der der Raumbedarfsplan der FNR vom 4. Oktober 2005 umgesetzt war. Die Entwurfsunterlage (EW) wurde 2008 aufgestellt. Während der Bearbeitung wurde der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen und Einbeziehung eines Energiekonzeptes seitens der FNR gefordert. Daraufhin wurde die Entwurfsunterlage verworfen und die Aufstellung einer neuen Entwurfsunterlage mit neuer Aufgabenstellung am 9. Februar 2009 beauftragt. Diese EW-Bau lag am 30. September 2009 geprüft vor. Die Bearbeitung der Ausführungsplanung wurde am 30. Januar 2010 abgeschlossen.
Mit dem Abbruch der alten Bestandsgebäude und Verlegung der Heizleitung wurde bereits am 23. November 2009 begonnen. Baubeginn war am 25. März 2010. Die Fertigstellung war im April 2011.
Neubau eines Bürogebäudes für die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe Gülzow
Bauherr | Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch den BBL M-V Geschäftsbereich Neubrandenburg |
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Bauüberwachung und beauftragter Architekt | matrix architektur Gbr, Rostock |
Baukosten | 1,8 Millionen Euro |
Baubeginn | 03.2010 |
Bauende | 03.2011 |
Hauptnutzfläche | 551 m² |
Bruttorauminhalt | 3.256 m³ |
Stand: 3. Dezember 2011