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Ein Oberlicht über dem Zentralen offenen Treppenhaus sorgt für natürliche Belichtung in allen Geschossen © 2020 Staatliches Bau- und Liegenschaftsamt Greifswald

Forschungszentrum

14.01.2021 | Fertigstellung

Forschungszentrum

14.01.2021 | Fertigstellung

Neubau Center for Functional Genomics of Microbes an der Universität Greifswald

14.01.2021 • Hochschulbau
Auf Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) des Bundes und der Länder vom 29. Juni 2012 wurde der Neubau eines Center for Functional Genomics of Microbes (CFGM) für die Universität Greifswald in ein gemeinsames Förderungsprogramm aufgenommen und im Zeitraum von 2015 bis 2017 umgesetzt.
Da die Förderung der Maßnahme auf den Zeitraum von 2013 bis 2017 begrenzt war, musste alles sehr schnell gehen. Im Dezember 2012 wurde durch den damaligen Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern, Geschäftsbereich Greifswald – später Geschäftsbereich Hochschul- und Klinikbau und seit Januar 2020 SBL Greifswald – ein europaweites VOF-Verfahren durchgeführt, an dem sich 16 Arbeitsgemeinschaften (ARGE) von Architektur- und Fachplanungsbüros beteiligten. Dem schloss sich ein kleiner Wettbewerb unter fünf ausgewählten ARGEn an. Mit einem gelungenen Entwurf konnte die ARGE um das Planungsbüro Möller, Haroske und Berndt (MHB) Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH Rostock die Jury überzeugen.

Allgemeines - Wissenschaftlicher Hintergrund

Im Jahre 1995 wurde die erste vollständige bakterielle Genomsequenz aufgeklärt. Mit der funktionellen Genomforschung ist es möglich, diesen "Bauplan des Lebens" in reale Lebensprozesse nach zu verfolgen und zu verstehen. Das CFGM verfolgt auf unterschiedliche Weise das Ziel, maßgeblich zu einem umfassenden Verständnis bakterieller Infektionskrankheiten und der Physiologie der Mikroorganismen in marinen und terrestrischen Lebensräumen zu gelangen sowie zur biotechnologischen Nutzung mikrobieller Leistungen des Stoffwechsels beizutragen.

Standort und Städtebauliches Konzept

Das interdisziplinäre Forschungszentrum wurde an exponierter Stelle auf dem Universitätscampus am Berthold-Beitz-Platz, westlich der Bibliothek errichtet und befindet sich damit in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Instituten und Kliniken der Universitätsmedizin sowie den Instituten für Biochemie, Physik, Pharmazie. Es war eines der letzten Baufelder im Komplex des städtebaulichen Masterplanes für das Entwicklungsgebiet Jahnstraße/Rathenaustraße/Fleischmannstraße/Anklamer Straße/Karl-Liebknecht-Ring der Universität Greifswald.
Die Positionierung des Gebäudes auf dem Baufeld orientierte sich an der umgebenden Bebauung und nimmt im Süden die Flucht der Bibliothek sowie deren Höhe auf. Auf der Südseite des Gebäudes bildet das CFGM einen Winkel zum zentralen Berthold-Beitz-Platz und schafft so zusammen mit der Bibliothek eine Raumspange, durch die der Platz seine endgültige Fassung und Form erhielt.
Der Neubau ist so auf dem Baufeld orientiert, dass auf der westlichen Seite des Grundstücks eine freie Fläche zum Institut für Physik verblieb. Diese Fläche stellt eine signifikante Reserve dar und ermöglicht bei Bedarf den Bau eines weiteren Gebäudes mit rund 3.800 m² Bruttogrundfläche (BGF).

Das Entwurfskonzept

Der dreigeschossige, nicht unterkellerte Bau ist vierseitig geschlossen und hat einen begrünten Innenhof, der sich im Erdgeschoss nach Norden öffnet. Dem zweigeschossigen, nach Süden zum Berthold-Beitz-Platz orientierten, vollverglastem Hauptzugang ist eine Freifläche vorgelagert, die den Rücksprung des Gebäudes zur Vermittlung der Fluchten der benachbarten Physik und der Bibliothek aufnimmt. Die innere, bauliche Erschließung wird über ein zentrales und über alle Etagen offenes Treppenhaus mit angegliedertem Aufzug gewährleistet. Darüber hinaus gibt es drei weitere notwendige Treppenhäuser, die im nördlichen, südlichen und östlichen Gebäudebereich angeordnet sind und im Brandfall für ausreichend sichere Fluchtwege sorgen. Dem Gebäude liegt ein Standardraster von 3,45 m zugrunde, welches auf Grund des gewählten statischen Systems der Längswandbauweise bis auf die Gesamtlänge des Gebäudes von 62 m ohne queraussteifende Wände auskommt, was für hoch flexible Laborraumanordnungen entscheidend war und ist. Das Gebäude schließt mit einem Flachdach und einer darauf befindlichen, als Staffelgeschoss zurückgesetzten Technikzentrale ab.

Die Funktionen

Das Forschungsgebäude ist klar strukturiert und schafft so optimale Voraussetzungen für die Forscher und Mitarbeitenden. Es erstreckt sich über drei Geschosse und besitzt im Dachgeschoss eine Technikzentrale. Das Gebäude gliedert sich strukturell und nutzungsbedingt in drei Zonen: die Laborzone, die öffentliche, dem Erschließungsbereich angeschlossene Zone mit Konferenzbereich, Aufenthaltszonen und Laboren für Kooperationspartner sowie die Bürozone. Diese Gliederung setzt sich über alle Etagen fort, wodurch eine möglichst effektive technische Erschließung gewährleistet wird. Durch das helle lichte Foyer hat man in allen Etagen Zutritt zu den Büros im Osttrakt des Gebäudes, während im Westflügel die Forschungsräume mit ihren untergeordneten Funktionsflächen zu erreichen sind. Variabel zu nutzende Seminarräume im Erdgeschoss bieten den Mitarbeitern des Hauses über den Lehrbetrieb hinaus die Möglichkeit, sich Gäste zu einem Erfahrungsaustausch einzuladen. Im ersten Obergeschoss stehen den Forschungspartnern Labore zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Labore der Kategorie S1 bis S3. Diese wurden gemäß den daraus resultierenden notwendigen Standards geplant und umgesetzt. Eine Besonderheit der Laborplanung bildeten die sogenannten "Denkzonen", die sich als Auswertplätze direkt an der Fassade entlang entwickeln.

Die äußere Gestaltung

Die Fassade mit den prägenden umlaufenden Fensterbändern ist als Vorhangfassade mit innenliegender Dämmung und vorgeformten Keramikplatten ausgebildet, die sich mit ihrer gelblichen Farbgebung konsequent an die bestehende Umgebungsbebauung anpassen. Vor den Fenstern wurden, ebenfalls umlaufend, sogenannte „Keramik-Baguettes“ als Zonierung der Fensterflächen starr montiert und sorgen für eine gewisse Auflockerung. Die zurückgesetzte Technikzentrale auf dem Dach erhielt eine Verkleidung aus RAL-beschichtetem Streckmetall auf einer Rahmenkonstruktion.

Energetische Ziele und Nachhaltiges Bauen

Sämtliche Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) werden erfüllt. Aus dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) wurden u. a. folgende energetischen Ziele angestrebt und umgesetzt:
  • anteilige Nahwärme-Versorgung des Forschungsneubaus CFGM aus der Abwärme des neuen Rechenzentrums über eine neue Erdleitung (zusätzlich zur vorhandenen Fernwärmeversorgung),
  • Verwendung schadstoffarmer und ressourcenschonender Baumaterialien und Bauprodukte, Einbau FSC-zertifizierter Hölzer,
  • zusätzliche Dämmung der thermischen Gebäudehülle sowie der Heizungs- und Kälteleitungen über den nach EnEV geforderten Standard hinaus,
  • Einbau hocheffizienter Anlagentechnik,
  • Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes sowie
  • Barrierefreiheit, Informationen für die Bedienung nach dem Mehr-Sinne-Prinzip (sichtbar und hörbar).
Grundlage der Planung und Ausführung waren die Nachhaltigkeitskriterien in Anlehnung an das Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen (BNB) für Laborgebäude. Dabei wurde ein Erfüllungsgrad von 65 Prozent angestrebt und erreicht, der dem "Silber-Standard" entspricht.

Die wichtigsten Eckdaten bisher Neubauprojekt CFGM

06.2012 Aufnahme CFGM in das gemeinsame Förderprogramm von Bund und Ländern
12.2012 europaweite Auslobung der Planungsleistungen für Gebäude, Tragwerk und Haustechnik
04.2013 Abschluss VOF-Verfahren mit Auswahl des Planungsteams (ARGE)
04.2013 Planungsauftrag für die Erstellung der EW-Bau
05.2014 haushaltsrechtliche Anerkennung der EW-Bau
06.2014 Baubeginn mit Bodenverbesserung als vorgezogene Maßnahme
01.2015 Baustelleneinrichtung
02.2015 Beginn der Rohbauarbeiten
03. Juni 2015 Feierliche Grundsteinlegung
30. November 2015 Richtfest
27. November 2017
Stand: 16. März 2021

Planungsdaten Neubau CFGM

Bauherr Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch den BBL M-V, Geschäftsbereich Hochschul- und Klinikbau - heute SBL Greifswald
Förderhöchstbetrag für Baukosten, Großgeräte und Ersteinrichtung 27,3 Millionen Euro
Gesamtkosten (ohne Großgeräte und ohne Ersteinrichtung) 25,2 Millionen Euro
  davon Baukosten 20,9 Millionen Euro
  davon Honorarkosten 4,3 Millionen Euro
Förderzeitraum 2013 bis 2017
Nutzfläche NF 1-6 (HNF) 3.433 m²
Bruttogeschossfläche BGF 7.345 m²
Bruttorauminhalt BRI 31.211 m³
Architekt MHB Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH, Rostock
Tragwerksplanung Wetzel & von Seht Ingenieurbüro für Bauwesen, Hamburg
Planung Heizung, Lüftung und Sanitär Plan Tec Ingenieurgesellschaft mbH, Rostock
Planung Elektro HDH Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin
Planung Labore
Stand: 14. Januar 2021

Standort Neubau CFGM

17489 Greifswald, Felix-Hausdorff-Straße 8

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