Universität Greifswald, Neubau Rechenzentrum
09.04.2024 • EFRE im SBL Greifswald
Das Land Mecklenburg-Vorpommern investiert mit Unterstützung der Europäischen Union weiter in die bauliche Entwicklung der Universität in Greifswald. Es entstand ein Rechenzentrum, bestehend aus zwei Gebäudekörpern, einem für die Rechentechnik und einem Seminar- und Verwaltungsgebäude. Verantwortlich für das ca. 12,4 Millionen Euro umfassende Bauprojekt war das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Greifswald.
Städtebauliches Konzept
Im Masterplan Gesamtcampus Sondergebiet "Entwicklungsgebiet Jahnstraße/ Rathenaustraße/ Fleischmannstraße/ Anklamer Straße/ Karl-Liebknecht-Ring" war bzw. ist für den Neubau des Universitätsrechenzentrums (URZ) eine Fläche zwischen der Zentralen Universitätsbibliothek im Westen und der BDH-Klinik im Osten vorgesehen. Die Gesamtliegenschaft des Entwicklungsgebietes ist dabei als "Sonstiges Sondergebiet/ Hochschulen für Lehre und Forschung" eingeordnet.
Lage auf dem Grundstück
Um den städtebaulichen sowie auch den funktionalen Vorgaben am besten zu entsprechen, besteht der Neubau des URZ aus zwei Gebäudekörpern, dem eigentlichen Rechnergebäude und dem Seminar- und Verwaltungsgebäude.
Das quadratische Rechnergebäude ist nördlich auf dem Grundstück angeordnet, südöstlich davon erstreckt sich das als Riegel in Nord-Süd-Richtung geplante und gebaute Seminar- und Verwaltungsgebäude. Form und Lage der Teilgebäude auf dem Grundstück bilden nach Südwesten eine kleinere, zur Rudolf-Petershagen-Allee hin offene Freifläche, über die das neue URZ für den Personenverkehr erschlossen wird.
Das URZ wurde, um die verbleibende Grundstücksfläche bestmöglich nutzen zu können, an der östlichen Grundstücksgrenze, also als westliches Nachbargebäude zur BDH-Klinik platziert.
Planungskonzept - Integrales Rechner- und Gebäudekonzept
Im Rahmen des Vorbildcharakters von öffentlichen Bauten ist das entstandene Rechnergebäude ein "Leuchtturm für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz".
Um dieser Anforderung gerecht zu werden, musste ein integraler Ansatz zwischen technischer Gebäudeausrüstung und Informationstechnik angewendet werden. Durch das vom späteren Nutzer vordefinierte Rechnerkonzept konnte ein nachhaltiges, energetisch optimiertes Lüftungs- und Klimatisierungskonzept entwickelt und ausgeführt werden. Ziel war und ist es, ein modernes und effizientes Rechenzentrum zu entwerfen, zu bauen und zu betreiben. Herz des Konzeptes ist dabei die Klimatisierung der Informationstechnik im Rechnergebäude ohne Kältemaschinen. Zur Beheizung des Seminar- und Verwaltungsgebäudes wird die Abwärme aus dem Rechnergebäude genutzt. Der Betrieb des bestehenden alten Rechenzentrums wurde solange aufrecht erhalten, bis das neue URZ vollständig in Betrieb genommen wurde. Danach stand das alte Rechenzentrum zeitweilig dem Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität zur Nachnutzung als Atelierflächen zur Verfügung. Im Sommer 2024 soll es abgerissen und die freiwerdenden Flächen für weitere geplante Neubauten der Universität hergerichtet werden.
Rechnergebäude
Im Rechnergebäude sind im Erdgeschoss alle primären und sekundären Anlagen und Funktionen untergebracht, die zum Betrieb der Server notwendig sind. Dazu gehören
- informationstechnische Anlagen wie Server und Netzwerktechnik,
- die Energieversorgung bestehend aus
- Mittelspannungsstation,
- Niederspannungshauptverteilungen,
- Netzersatzanlage für kritische Systeme und unterbrechungsfreie Energieversorgung für kritische Systeme,
- Kälteversorgung und
- sonstige Technische Infrastruktur für das Rechenzentrum.
Seminar- und Verwaltungsgebäude
Das dreigeschossige Seminar- und Verwaltungsgebäude wird über den an der Westseite befindlichen Haupteingang, über den hier dem Gebäude vorgelagerten Vorplatz betreten.
An den Haupteingang gliedern sich ein Foyer mit barrierefreier WC-Anlage, das Haupttreppenhaus mit Aufzug sowie, nach Norden entlang der Gebäudewestseite, ein Flur zur Erschließung von Multifunktionsraum und der haustechnischen Bereiche an.
Über diesen Flur ist auch der ebenerdige, wettergeschützte Übergang zum Rechnergebäude an der nordwestlichen Gebäudeecke zu erreichen. Vom Eingangsbereich aus nach Süden werden, ebenfalls über einen Flur an der Westseite entlang, der CIP-Pool, das Grafiklabor und die Räume für Videoschnitt/E-Learning erschlossen.
Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sind die Diensträume der Institutsmitarbeiter und zum Institutsbetrieb gehörende, weitere Räume sowie je Geschoss eine Teeküche und eine WC-Anlage. Zur verbesserten vertikalen Orientierung werden die Bereiche der Obergeschosse über dem Treppenhausflur im Erdgeschoss als offene Galerien ausgebildet.
Über diesen Flur ist auch der ebenerdige, wettergeschützte Übergang zum Rechnergebäude an der nordwestlichen Gebäudeecke zu erreichen. Vom Eingangsbereich aus nach Süden werden, ebenfalls über einen Flur an der Westseite entlang, der CIP-Pool, das Grafiklabor und die Räume für Videoschnitt/E-Learning erschlossen.
Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sind die Diensträume der Institutsmitarbeiter und zum Institutsbetrieb gehörende, weitere Räume sowie je Geschoss eine Teeküche und eine WC-Anlage. Zur verbesserten vertikalen Orientierung werden die Bereiche der Obergeschosse über dem Treppenhausflur im Erdgeschoss als offene Galerien ausgebildet.
Fassadengestaltung
Das Seminar- und Verwaltungsgebäude zeigt sich nach außen mit großen, bodengleichen Fensteröffnungen im Erdgeschoss, die im Eingangsbereich mit strukturierten Fertigteilen aus Beton und von einer Lisene gerahmt werden, die im Windfang zusammengeführt werden und enden. Der darüber liegende geschlossene zweigeschossige Bereich wirkt zurückhaltend und unaufdringlich.
Die unterschiedliche Gestaltung steht im Zusammenhang mit der Nutzung: während im Erdgeschoss der Lehrbetrieb stattfindet, hier mit den Studierenden also die breitere Öffentlichkeit des Universitätsbetriebes Einlass hat, sind die beiden Obergeschosse im Wesentlichen den Lehrenden selbst und deren Forschung vorbehalten. Die transparenten Außenwandbereiche des Erdgeschosses sind größtenteils raumhoch verglast. Die geschlossenen Bereiche im hervorgehobenen Eingangsbereich sind mit Sichtbeton-Sandwich-Elementen versehen. Der Rest, sowie die beiden Obergeschosse des Gebäudes erhalten eine Lochfassade. Alle geschlossenen Bereiche wurden als hinterlüftete, vorgehängte Fassade aus Ziegeltonplatten ausgebildet. Zur Betonung des Eingangs und des Zentrums des Gebäudes mit seiner vertikalen Haupterschließung erhielt das Foyer und Haupttreppenhaus in den beiden Obergeschossen auf beiden Längsseiten eine durch einen breiten, vor die Gebäudeaußenwand vortretenden Blendrahmen eingefasste, zweigeschossige Verglasung. Alle Verglasungen sind in thermisch getrennten Aluminiumrahmen eingefasst und wurden, sofern sie Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, mit einem elektrisch betriebenen, außenliegenden Sonnenschutz auf schienengeführten, pulverbeschichteten Metall-Lamellen versehen. Die Computerräume im Erdgeschoss verfügen über eine innenliegende Verdunklung.
Die Wände des Rechnergebäudes wurden aus Sandwichpaneelen in Fertigteilbauweise vorgesehen.
Die Außenseite ist als Sichtbeton, mit zwei sich abwechselnden, unterschiedlichen Oberflächen (glatt und Rillenstruktur) ausgeführt.
Je nach Himmelsrichtung, Lage der Luftansaugflächen und Wandöffnungen erhalten die Betonflächen zusätzliche Gerüste zum Ranken und zur Begrünung.
Die Betonplatten sind nur dort strukturiert, wo keine Begrünung angebracht ist.
Die Rückkühlwerke auf dem Dach des neuen Rechenzentrums sind mittels Schallschutzpaneelen (Sandwich-Blechpaneele) eingefasst.
Der Außenring erhielt zur architektonischen Aufwertung eine zusätzliche Verkleidung aus einfachem rautenförmigen Streckmetall.
Die Farbe der Türen und Metallflächen ist in Abstimmung mit dem Nutzer in einem kälteren, unauffälligen Grau-/Silberton ausgebildet worden.
Barrierefreiheit
Gemäß der Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommerns sowie entsprechend den Vorgaben der DIN 18040 Teil 1 "Barrierefreies Bauen - öffentlich zugängliche Gebäude" ist das Gebäude als Einrichtung des Bildungswesens in sämtlichen Nutzungsbereichen barrierefrei geplant und ausgeführt.
Energetische Ziele und Nachhaltiges Bauen
Sämtliche Anforderungen der Energieeinsparverordnung (ENEV) wurden umgesetzt. Aus dem Bereich des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) wurden folgende energetischen Ziele zur Umsetzung angestrebt und umgesetzt:
- Nutzung der Abwärme aus dem Rechnergebäude für den Gebäudeteil Seminar- und Verwaltungsgebäude (100 Prozent Anteil aus Abwärme)
- bei Überschuss an Abwärme Versorgung des benachbarten Forschungsgebäudes Center for Functional Genomics of Microbes (CFGM) mit dieser "Nahwärme" (Abwärme) über eine neu verlegte Erdleitung (25 Prozent Anteil aus Abwärme)
Neubau Rechenzentrum - Die wichtigsten Eckdaten
05.2012 | Planungsauftrag zur Durchführung eines EU-weiten nichtoffenen Wettbewerbs |
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12.2012 | europaweite Auslobung der Planungsleistungen für Gebäude, Tragwerk und Haustechnik |
12.2013 | Abschluss VOF-Verfahren mit Auswahl des Planungsteams (ARGE) |
03.2014 | Planungsauftrag zur Fortschreibung des Konzeptes zu einer Entscheidungsunterlage-Bau |
07.2015 | Planungsauftrag für die Erstellung der Entwurfsunterlage-Bau (EW-Bau) |
11.2015 | Vorlage der EW-Bau |
07.2017 | Überarbeitung der EW-Bau zwecks Kosteneinsparung |
08.2017 | Baubeginn (vorbereitende Maßnahmen Verlegen RW/SW-Leitungen) |
08.2020 | Probebetrieb HPC-Racks |
10.2020 | Fertigstellung Seminar-/Verwaltungsgebäude |
11.2020 | Übergabe Seminar-/Verwaltungsgebäude |
11.2021 | Fertigstellung und Übergabe Rechnergebäude |
Neubau Rechenzentrum - Planungsdaten
Bauherr | Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt Greifswald |
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genehmigte Gesamtkosten | ca. 12,4 Millionen Euro (ohne Ersteinrichtung) |
davon Baukosten | ca. 9,9 Millionen Euro |
davon Honorarkosten | ca. 2,5 Millionen Euro |
EU-Förderzeitraum | 2014 bis 2020 |
Anteil förderfähige Gesamtkosten (EFRE) | 35 Prozent gemäß Förderantrag |
davon EFRE-Fördersumme | gemäß Förderantrag |
Nutzungsfläche NUF 1-6 gesamt | 1.000 m² |
Nettoraumfläche NRF gesamt | 1.656 m² |
Bruttogrundfläche BGF gesamt | 1.998 m² |
Bruttorauminhalt BRI gesamt | 9.521 m³ |
davon Rechnergebäude | |
Nutzungsfläche NUF 1-6 Rechnergebäude | 216 m² |
Nettoraumfläche NRF Rechnergebäude | 480 m² |
Bruttogrundfläche BGF Rechnergebäude | 558 m² |
Bruttorauminhalt BRI Rechnergebäude | 4.205 m³ |
davon Seminar-/ Verwaltungsgebäude | |
Nutzungsfläche NUF 1-6 Seminar-/ Verwaltungsgebäude | 784 m² |
Nettoraumfläche NRF Seminar-/ Verwaltungsgebäude | 1.176 m² |
Bruttogrundfläche BGF Seminar-/ Verwaltungsgebäude | 1.440 m² |
Bruttorauminhalt BRI Seminar-/ Verwaltungsgebäude | 5.316 m³ |
beauftragte Architekten | HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart |
Tragwerksplanung | GTB Berlin, Gesellschaft für Bauplanung mbH, Berlin |
Planung Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro | GTB Berlin, Gesellschaft für Bauplanung mbH, Berlin |
Planung Rechentechnik | dc-ce Berlin-Brandenburg GmbH, Teltow |
Landschaftsplanung / Ingenieurbauwerke | IBK Ingenieurbüro Küchler GmbH, Stralsund |
Standort Neubau Universitätsrechenzentrum (URZ)
17489 Greifswald, Felix-Hausdorff-Straße 12
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Investition in Wachstum und Beschäftigung
Förderprojekt:
Förderung der Forschungs- und Innovationskompetenzen an Hochschulen
Universität Greifswald - Neubau Rechenzentrum
Dieses Projekt ist kofinanziert aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern und wird
mit Beteiligung des Finanzministeriums Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt