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Blick auf den Justizneubau in Greifswald © 2023 SBL Neubrandenburg

Justizzentrum erweitert

27.07.2023 | Fertigstellung

Justizzentrum erweitert

27.07.2023 | Fertigstellung

Neubau für die Justiz in Greifswald

27.07.2023 • Allgemeiner Landesbau
Am Standort Domstraße 6-7 in der Hansestadt Greifswald ist ein Justizzentrum für insgesamt sechs Gerichte unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte sowie der städtebaulichen Einordnung entstanden.
Durch die Bündelung der Gerichte an einem gemeinsamen Standort ergeben sich Synergieeffekte bezüglich der personellen Ausstattung insbesondere im Justizwachtmeisterbereich. Der bereits im Februar 2019 begonnene Gerichtsneubau ist im März 2023 fertiggestellt worden. Bauvorbereitende Maßnahmen liefen schon im Dezember 2018 an. Verantwortlich für das Bauvorhaben war das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Neubrandenburg. Jetzt liegt die Verantwortung beim Staatlichen Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Greifswald.
Im 3. Bauabschnitt wird das historische Gerichtsgebäude (A1) des Oberverwaltungsgerichtes grundinstandgesetzt. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Frühjahr 2024 beginnen. Nach der Grundinstandsetzung wird das Finanzgericht mit einziehen.

Folgende Gerichte sind jetzt an diesem Standort untergebracht:

Unterbringung im Altbau (A1) von 1899:
  • Finanzgericht M-V (FG, zurzeit noch in der Spiegelsdorfer Wende 1 untergebracht),
  • Oberverwaltungsgericht (OVG),
  • Landesverfassungsgericht (LVerfG)

Unterbringung Bestandsbau (B1) von 2015:
  • Amtsgericht Grundbuchamt (GBA)

Unterbringung im Neubau (N1+N2):
  • Amtsgericht weitere Nutzungen (AG),
  • Verwaltungsgericht (VG)
Der Gerichtsneubau ergänzt die vorhandenen Gerichtsgebäude und konzentriert somit die Gerichtsbarkeit an diesem Standort. Der Standort liegt zentral in der Innenstadt der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald.

Architektur

Bereits 2015 wurde das historische Gerichtsgebäude um den Neubau für das Grundbuchamt Greifswald ergänzt. Im Rahmen der vorherigen Baumaßnahme wurde dieser Erweiterungsbau (B1) um einen weiteren Baukörper (N1) verlängert und durch einen Neubauflügel (N2) an der südlichen Grenze des Grundstücks erweitert.
Der Entwurf setzt sich intensiv mit der städtebaulichen Geschichte des Ortes auseinander und schlägt einen wichtigen gestalterischen Bogen mit der Einbettung der Baukörper in den historischen Kontext der Greifswalder Altstadt.
Die Anordnung der Neubauten schließt die typische Struktur der Universitäts- und Altstadt mittels einer klaren Nord-Süd-Ausrichtung der Baukörper und der Anordnung des Neubaus als Baukörper entlang der historischen Stadtmauer in Ost-West-Ausrichtung.
Hierdurch wurde die ursprüngliche Struktur des Schwurgerichts von 1857 und die Struktur der weiteren Gebäude der Universität in der unmittelbaren Umgebung aufgenommen und weiterentwickelt. Auf diese Weise ist ein kompakter Baukörper, der sich um einen Hof ausdehnt, entstanden. Die Höhe des Neubaus ist an die Umgebung angepasst und liegt deutlich unter dem benachbarten Historischen Institut.
Der Erweiterungsbau des Justizzentrums steht in direkter inhaltlicher und gestalterischer Verbindung zur bereits gebauten Erweiterung für das Grundbuchamt (B1). Die bestehende Struktur der Fassade wurde übernommen und im Neubau konsequent weitergeführt. Ebenso wurden im Neubau die gleichen Materialien wie im Bestand B1 verwendet - sogenannter CORTEN-Stahl *1 und Faserzement-Platte (anthrazit). Ziel war eine einheitliche Gestaltung des Justizzentrums.
*1 Setzt sich zusammen aus der COR, Rostwiderstand CORrosion Resistance und Zugfestigkeit TENsile strength.

Konzeption und Gestaltung

Der Gebäudekomplex ist über einen neuen Haupteingang im Hofbereich zwischen N1 und N2 erschlossen. Der Haupteingang verfügt über eine Schleusenanlage mit angrenzendem Wach- und Pfortenbereich. Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss befinden sich insgesamt acht Sitzungssäle mit Beratungsräumen sowie der dazugehörigen Wartebereiche. In räumlicher Nähe zu den Sälen sind Anwaltszimmer, Vernehmungszimmer, Warteraum für Kinder und Jugendliche, sowie Zeugen- und Opferzimmer angeordnet. Im Erdgeschoss des Baukörpers N1 befindet sich die Justizwachtmeisterei.
Im Untergeschoss ist die Haustechnik untergebracht. Zudem befinden sich dort besonders zu sichernde Bereiche der Vorführzellen mit Wachraum sowie Testamenten- und Asservatenraum. Die sanitären Anlagen für Besucher sind im Erd- und Untergeschoss untergebracht.
Die Abteilungen der Gerichtsbarkeiten befinden sich in den Etagen ab dem 1. Obergeschoss.
Die Archivbereiche sind im Kern der Bauteile B1 und N1 angeordnet und sind so von allen Ebenen auf kurzem Wege erreichbar.
Das 3. Obergeschoss des Neubaus N1 und des Bauteils B1 ist als Staffelgeschoss ausgeführt. Hier sind Büroflächen und Archive untergebracht.
Im Neubauteil N2 ist das Dachgeschoss als Staffelgeschoss ausgeführt. Hier sind Büroräume und vor allem die zentrale Bibliothek des Justizzentrums untergebracht.
Die interne Erschließung der Geschosse erfolgt über ein zentrales Treppenhaus als Verbindungselement zwischen N1 und N2. Hier sind auch die Aufzüge angeordnet. Am östlichen Ende von N2 befindet sich ein zusätzliches Treppenhaus.
Der Entwurf setzt die vielfältigen Anforderungen an das Justizzentrum Greifswald funktional und mit größtmöglicher Effizienz um.

Barrierefreiheit

Das Gebäude ist barrierefrei über eine Rampenanlage erschlossen. Die interne Erschließung aller Geschosse ist behindertengerecht erfolgt.

Kunst am Bau

Im Rahmen der Kunst am Bau fand ein nicht offener Wettbewerb statt.  Professionelle Kunstschaffende aus Deutschland konnten sich in einem zweistufigen Verfahren in einem nichtoffenen, anonymen Kunst-am-Bau-Wettbewerb mit einem vorgeschalteten offenen Verfahren bewerben. Gegenstand des Wettbewerbs war die Erarbeitung eines künstlerischen Konzepts für das Treppenhaus links neben dem Eingangsbereich und dem Foyer.
Hier wurden bauseits Flächen der Treppenhauswände mit akustisch wirksamen Schallabsorber mit einem nichtbrennbaren Glasfasergewebe bekleidet. Diese Schallabsorber, mit einer Gesamtfläche von ca. 100 m² und insgesamt neun Bildflächen von ca. 10 m² bis 17 m², wurden mit thermisch (mittels Thermosublimationsdruck) aufgebrachten biologischen Farben bedruckt. Für diese Drucke wurde eine künstlerische Gestaltung erarbeitet.
Das Preisgericht wählte mehrheitlich die Arbeit von Susanne Gabler aus Wismar mit dem Titel "System" als Sieger aus. Ihre Arbeit weist eine überzeugende Farbigkeit und breite Strukturvielfalt, freundliche Ausstrahlung sowie eine abstrakte, assoziative Bildsprache aus.
Es ist ein Wechselspiel verspielter dreidimensionaler Punkt- und Strichanhäufungen und strenger Geometrie. Verdichtungen und leichte, sich scheinbar auflösende räumliche Elemente stehen in einem breiten Wechselspiel zueinander. Der Betrachter wird angeregt immer wieder neue Konstellationen zu entdecken. Das Spiel "Rechter Winkel" Formationen überzeugt im inhaltlichen Kontext zum Thema "Recht". In der Gesamtheit eine sehr überzeugende künstlerische Lösung für die vorgegebene räumliche Positionierung auf den Sichtbetonwänden des Treppenhauses.

Gebäudetechnik

Die Wärmeversorgung erfolgt über einen Fernwärmeanschluss der Stadtwerke Greifswald im Untergeschoss des Gebäudeteils N2. Diese Variante hat sich in einem Variantenvergleich über die Nutzung alternativer Energiequellen als die wirtschaftlichste herausgestellt. Weiterhin wird auf dem Flachdach eine Photovoltaikanlage errichtet.
 

Digitaler Rundflug über das Modell des Justizzentrums in Greifswald

Digitaler Rundflug per Computeranimation über das Justizzentrum in Greifswald Computeranimation des digitalen Modells des Justizzentrums in Greifswalds Innenstadt © 2018 Buttler Architekten Rostock

Planungsdaten Neubau Gerichtsgebäude in Greifswald

Bauherr Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das SBL Neubrandenburg
Projektleitung SBL Neubrandenburg
Planung und Baubetreuung Buttler Architekten GmbH Rostock
Gesamtbaukosten 20,2 Millionen Euro
Baubeginn 12/2018
geplantes Bauende 03/2023
Nutzfläche 5.232 m²
Bruttorauminhalt
Stand: 17. Januar 2023

Neubau Gerichtsgebäude in Greifswald

17489 Greifswald, Domstraße 6 -7

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