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Blick auf einen Eingang des Gebäudes 2 mit den bodengleichen Treppenhausfenstern © 2021 SBL Neubrandenburg

Sanierung Unterkunftsgebäude

01.11.2022 | Bauausführung

Sanierung Unterkunftsgebäude

01.11.2022 | Bauausführung

Tollense-Kaserne Neubrandenburg, Sanierung Unterkunftsgebäude

01.11.2022 • Bundesbau
Auf der Grundlage aktueller Entscheidungen zur Stationierung der Bundeswehr werden in der Tollense-Kaserne drei der fünf vorhandenen Unterkunftsgebäude saniert, die Gebäude 2, 3 und 5. Die Baumaßnahmen dienen der Schaffung zeitgemäßer Standards zur Unterbringung gemäß Richtlinien für Planungen der Bundeswehr unter Berücksichtigung der vorhandenen Gebäudestruktur. Verantwortlich für die 19,1 Millionen Euro umfassenden Bauprojekte des Bundes war bis Ende 2019 der BBL M-V Geschäftsbereich Neubrandenburg und ist seitdem das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Neubrandenburg.
Die Sanierung der Gebäude 2 und 3 sind bereits abgeschlossen. Gebäude 5 soll in diesem Jahr fertig gestellt werden. Die fünf Kasernenblöcke und die beiden dazugehörenden Kopfbauten gehören zum Denkmalbereich Kasernenkomplex Weg am Hang.

Standort und Struktur

Das auf einer Anhöhe südöstlich des Stadtzentrums von Neubrandenburg in den 1930er Jahren errichtete Kasernengelände ist durch seine exponierte Lage weithin sichtbar und prägt das Stadtbild. Die Reihe der fünf großen Unterkunftsgebäude mit dazu parallel stehenden fünf großen und zehn kleineren hierzu quer stehenden Hallen (Leitersystem) bilden in Zusammenhang mit den beiden Kopfbauten aus dieser Zeit das Rückgrat der Kaserne. Die Quergebäude sind paarweise so in die Lücken zwischen den Unterkunftsgebäuden und großen Hallen gestellt, dass diese die gesamte Anlage in fünf Einzelhöfe unterteilt.
Die fünf Kasernenblöcke und die beiden dazugehörenden Kopfbauten gehören zum Denkmalbereich Kasernenkomplex Weg am Hang.

Zur Geschichte der Liegenschaft

1938/39 wurden die Mannschaftsgebäude 1 bis 5 als Bestandteil der auf dem Gutsgelände "Fünfeichen" errichteten sogenannten "Panzerkasernen" fertiggestellt und zur Stationierung von Verbänden der Wehrmacht genutzt. Die Bauweise folgt den zur Bauzeit üblichen Anforderungen an die Planungen an derartige Mannschaftsblöcke.
In den vergangenen Jahren wurden weitreichende Recherchen hinsichtlich der Geschichte der Liegenschaft in der Zeit des 2. Weltkrieges und in den folgenden Jahren vorgenommen. Hierzu haben sich neue Gesichtspunkte ergeben, die Auswirkungen auf die Gestaltung der Liegenschaft haben. Während des 2. Weltkrieges wurden in den Hallen der Kaserne kriegsgefangene Offiziere untergebracht (Offizierslager, Oflag II E), in unmittelbarer Nähe des großen Kriegsgefangenenlagers Stammlager II A im Bereich Fünfeichen, welches nach 1945 als Lager des sowjetischen Volkskommissariats für Inneres (NKWD-Lager Speziallager Nr. 9) weitergeführt wurde. Das Gelände der Panzerkaserne diente nach Kriegsende als Repatriierungslager Nr. 165 und wurde danach von der Roten Armee militärisch genutzt.
Nach dem Abzug der Roten Armee übernahm die Kasernierte Volkspolizei die Gebäude, später dann die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR. Die NVA nutzte die Kaserne bis zur Wende 1989.
1990 ging das Gelände in das Eigentum des Bundes über und ist seitdem Standort der Bundeswehr mit der Bezeichnung "Tollense-Kaserne".

Architektur

Die Unterkunftsgebäude wurden 1936 in Massivbauweise als dreigeschossige, vollunterkellerte Gebäude mit Walmdach erbaut. Die Außenwände bestehen aus einem zweischaligem Ziegelmauerwerk mit Luftschicht und Klinkerfassade. Die Fassaden sind streng symmetrisch. Als sparsamer Schmuck der Fassaden wurden an den Enden der Gebäude und an den Giebeln rautenförmige Ornamente aus zusätzlich gebrannten und damit dunklen Klinkern in die Flächen integriert.
Das Raster aus gleichen Formaten der Fenster wird auf den Längsseiten der Gebäude jeweils unterbrochen durch zwei Treppenhäuser bzw. Erweiterungen der Treppenhäuser mit Gewänden aus Muschelkalk sowie bodengleichen Fenstern. Auf den Giebeln wiederholt sich diese Gestaltung als Abschluss der mittigen Flure in den Geschossen.
Die Fassaden wurden denkmalgerecht saniert, die Fenster in Holz, die großen Fensteranlagen der Flure und Treppenhäuser mit schlanken Stahlprofilen erneuert.  Die tragenden Innenwände und Stützen bestehen ebenfalls aus Ziegelmauerwerk. Durch vorgehende Baumaßnahmen befinden sich in einigen Räumen Trennwände in Leichtbauweise. Zur Umsetzung des Raumbedarfs sollen bzw. wurden die Innenwände des Bestandes teilweise abgebrochen und ersetzt. Die Decken des Kellergeschosses sind vorwiegend als Ziegelgewölbe ausgebildet, vereinzelt sind Decken aus Stahlbeton vorhanden.
In den Erd- und den beiden Obergeschossen wurden Decken aus Stahlstein eingebaut. Die Dachtragwerke bestehen aus einer Konstruktion mehrfach stehender Kehlbalken mit Ziegeleindeckung. Die Walmdächer erhielten neue Deckungen aus braunen Biberschwanzziegeln.
Zur Belichtung des Dachraumes und zur Be- und Entlüftung werden Dachgauben genutzt.
Die über 80 Meter langen Gebäude sind durch zwei Treppenhäuser durchgängig vom Keller bis zum Dachgeschoss erschlossen. In den Fluren befinden sich noch einzelne historische Türen die erhalten wurden. Der Einbau der neuen Fenster aus Holz erfolgt hinsichtlich Teilung und Gliederung analog zur historischen Überlieferung. Die Fenster der Flure und Treppenhäuser sind wieder sechsflügelig errichtet.  Wesentliche gestalterische Elemente im Inneren der Gebäude, wie die Treppen aus Werkstein mit Fliesenbelägen auf den Podesten, die Bekleidung aus Naturstein in den Eingängen, Lichtflure und die Rundungen der Türlaibungen wurden erhalten und in Kontrast zu modernen Oberflächen gesetzt. Die Flure im Gebäude 2 erhielten Akustik-Unterdecken mit seitlichen Lichtvouten und, in Anlehnung an die ursprüngliche Gliederung der Böden, Belägen aus farbigem Kautschuk mit dunklen Randstreifen.
Im Gebäude 2 wurde in den unteren beiden Geschossen ein Sanitätsversorgungs- und Sanitätsunterstützungszentrum eingerichtet. Das bereits sanierte Gebäude 3 wird als Dienst- und Stabsgebäude und das Gebäude 5 wird nach der Sanierung als Unterkunftsgebäude genutzt.

Sanierung des Gebäude 2

Das Gebäude 2 diente als Unterkunfts-, teilweise auch als Bürogebäude und wurde als eines von insgesamt fünf baugleichen ehemaligen Unterkunftsgebäuden der als Denkmalbereich geschützten Liegenschaft umfassend saniert, modernisiert und zur Nutzung als Sanitätsunterstützungs- und Sanitätsversorgungszentrum umgebaut.
Zusätzlich waren dreißig Unterkunftseinheiten nach modernem Bundeswehrstandard zu schaffen, davon zwei barrierefrei.
Im Erdgeschoss wurde das Raumprogramm eines regionalen Sanitätsversorgungszentrums mit allgemein- und zahnmedizinischen sowie diagnostischen Behandlungsräumen umgesetzt. Dabei wurde besonderer Wert gelegt auf reibungslose Arbeitsabläufe und eine gute Gestaltung zur einfachen Orientierung für die Patienten unter Wahrung und Nutzung des historischen Charakters des Gebäudes.
Die klare Struktur des Gebäudes mit durchgehendem Mittelflur und zwei quer dazu angeordneten Treppenhäusern ermöglichte die Zuordnung von allgemeinmedizinischen und dentalen Bereichen jeweils zu einem Eingang, wobei der nördliche barrierefrei mit ebenerdigem Eingang gestaltet ist und im Treppenhaus ein neu errichteter Aufzug alle Geschosse miteinander verbindet. In den ehemaligen Erweiterungen des Treppenhauses auf der Westseite sind die nachträglich eingebauten Brüstungen wieder entfernt und der ursprüngliche Zustand mit bodengleichen Fenstern wiederhergestellt worden. Diese Bereiche werden im Erdgeschoss als Warteräume genutzt, in den Obergeschossen mit transparenter Abgrenzung zum Mittelflur als Aufenthaltsräume.
Das 1. Obergeschoss beherbergt das Sanitätsunterstützungszentrum der Bundeswehr. Entstanden sind gut belichtete Arbeitsplätze für moderne Bürokommunikation im historischen Gebäude. Zugeordnet sind Sozial- und Sanitärräume für das Personal.
Im 2. Obergeschoss befindet sich der Unterkunftsbereich, der so konzipiert worden ist, dass jeder Unterkunftsraum mit eigener Sanitärzelle ausgestattet ist. Dafür wurde der zwischen zwei Unterkünften liegende Raum in zwei Einzelbäder umgebaut.
Im Kellergeschoss sind Lager- und Technikräume untergebracht.
Das Dachgeschoss ist nicht ausgebaut und wird für die Installation der zentralen Lüftungsanlage genutzt. Im Kellergeschoss befinden sich Lager- und Technikräume. 

Gebäudetechnik im Gebäudes 2

Im Gebäude 2 wurde eine Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung errichtet. Das Gebäude wird mit Fernwärme beheizt. Die Anlagen zur Beleuchtung wurden mit LED-Leuchten ausgeführt. Für die Überwachung der Flucht- und Rettungswege und besonders  ausgewiesener Räume wurde das Gebäude mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet.
Für das Bauvorhaben wurde eine Zielvereinbarung "Sinngemäße Anwendung des Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) 2013" geschlossen, fachlich begleitet und erfolgreich abgeschlossen.

Planungsdaten Bauprojekt Tollense-Kaserne Neubrandenburg - Sanierung Unterkunftsgebäude

Bauherr Bundesministerium für Verteidigung, vertreten durch das SBL Neubrandenburg
Projektleitung SBL Neubrandenburg
Nutzfläche ie Gebäude 3.600 m²
Bruttorauminhalt je Gebäude 24.600 m³
Gebäude 2
Planung Bernhardt + Bergemann und Beckmann Partner mbB, Neubrandenburg
Bauzeit 09/2017 bis 11/2020
Technische Übergabe 04/2021
Baukosten 8,4 Millionen Euro
Gebäude 3
Planung Bernhardt + Bergemann und Beckmann Partner mbB, Neubrandenburg
Bauzeit 08/2012 bis 04/2014
Baukosten 2 Millionen Euro
Gebäude 5
Planung schluttundschuldt a r c h i t e k t e n, Berlin
Bauzeit 08/2017 bis 06/2023
Baukosten
Stand: 07. Dezember 2022

Lageplan Tollense-Kaserne Neubrandenburg

Tollense-Kaserne Neubrandenburg, Unterkunftsgebäude

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