Die (Stahl)Balken sind gerichtet
25.04.2025 • Sanierung eines historischen Gebäudes auf dem Campus Ulmenstraße für die Universität Rostock
Am Ulmencampus entsteht im Rahmen der Sanierung von Haus 2 für die Juristische Fakultät der Universität Rostock zum Abschluss umfangreicher Sicherungsmaßnahmen die Dachkonstruktion aus Stahl und Holz. Jetzt kann das Richtfest gefeiert werden.
Am Ulmencampus, quasi im Schatten der Großbaustelle für den Neubau der geisteswissenschaftlichen Bereichsbibliothek, liegt die Baustelle zur Sanierung und Erweiterung des ehemaligen Wirtschafts- und Kasinogebäudes aus dem Jahr 1935. Nach Abschluss der Baumaßnahme soll das Gebäude durch die Juristische Fakultät der Universität Rostock genutzt werden.
Das denkmalgeschützte Gebäude ist deutlich als spätere Zutat zum Gesamtensemble der ehemaligen Kaserne an der Ulmenstraße erkennbar. Zwar greift es in seiner Materialität – rotes Ziegelmauerwerk und dunkle Dachziegel – den Duktus der wilhelminischen Garnisionsbebauung auf, dennoch zeigt es sich mit einer eigenen Formensprache, die Elemente des Expressionismus aufweist.
Im Nationalsozialismus kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs errichtet, diente das Gebäude zunächst als Küchengebäude mit Speisesaal und Warmbadeanstalt. Mit der Beschlagnahmung durch die sowjetische Armee und der späteren Nutzung durch die Grenzbrigade Küste der Nationalen Volksarmee wurde das Gebäude im Inneren mehrfach überformt und geändert, so dass die alte Struktur, mit Ausnahme des ehemaligen Speisesaals, kaum noch nachvollzogen werden konnte. Seit den 1990er Jahren, nach dem Abzug der GUS-Streitkräfte und der Konversion der Liegenschaft zu zivilen, universitären Zwecken wurde das Haus 2 für das sportwissenschaftliche Institut renoviert.
Um der künftigen Nutzung durch die Juristische Fakultät und den Anforderungen moderner Lehr- und Bürogebäude gerecht zu werden, wird mit der jetzigen Baumaßnahme das Gebäude grundlegend saniert. Dabei wird die Eingangssituation neu geordnet und der Haupteingang von der Einfahrtssituation auf den Campus an die Südwestseite des Gebäudes verlegt. Das Gebäude wird ebenerdig über ein neues Foyer betreten und erhält zur barrierefreien Erschließung einen neuen Aufzug. Das bisher leerstehende Dachgeschoss wird in der Maßnahme voll ausgebaut. Somit werden wertvolle Flächenreserven erschlossen.
Das Nutzungsprogramm sieht Seminarräume und Büronutzungen der Juristischen Fakultät vor. Außerdem wird ein Bereich für die studentische Vertretung geschaffen.
Da die vorhandenen Decken nicht die notwendige Tragfähigkeit für die geplanten Nutzungen aufwiesen, wurden diese beinahe vollständig ersetzt. Dabei mussten umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Abbruch und Ersatz der Deckenkonstruktionen konnten zum Erhalt der Tragfähigkeit der Gesamtkonstruktion nur sehr kleinschrittig und vielfach von Hand umgesetzt werden. Am Ende dieses Sanierungsschritts steht nun eine Grundrissstruktur mit gut proportionierten Räumen, die auch auf künftige Änderungen flexibel reagieren kann.
Aus baukonstruktiven Gründen und insbesondere aufgrund der vorgefundenen Schadstoffbelastung musste die Dachkonstruktion vollständig ersetzt werden. Dabei wird die historische Dachneigung an Hauptdach und Walm als Stahl-Holz-Konstruktion wiederhergestellt und mit dem Einbau von neuen Gauben an den Längs- und Giebelseiten die Nutzbarkeit des Dachgeschosses ermöglicht.
Mit der Fertigstellung der Dachkonstruktion und dem nun anstehenden Richtfest geht die Baustelle in die Ausbauphase über. Die Haustechnik wird eingebaut und alle inneren Oberflächen erneuert. Parallel wird das Sichtmauerwerk der Fassade saniert. Störungen der Fassade wie nachträglich eingebrachte, vergrößerte oder geschlossene Öffnungen werden und wurden zurückgebaut. Noch vorhandene historische Details wie an den Treppen (Geländer, Podeste, Stufen) werden im Zuge der Baumaßnahme geschützt und nach restauratorischen Vorgaben aufgearbeitet. Dabei wird die vorhandene schützenswerte Bausubstanz erhalten und weitestgehend in das künftige Konzept integriert.
Klicken Sie in das Bild und schauen aus luftiger Höhe auf die Baustelle!
Eckdaten Bauprojekt Universität Rostock, ULMICUM, Sanierung und Erweiterung Haus 2 für die Juristische Fakultät
Bauherr | Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das SBL Rostock |
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Genehmigte Gesamtkosten | 10,7 Millionen Euro |
Baubeginn | 12/2021 |
geplante Fertigstellung | 09/2026 |
Hauptnutzfläche | ca.1.170 m² |
beauftragte Architekten | gmw planungsgesellschaft mbH, Stralsund mit Milatz.Schmidt architekten GmbH, Neubrandenburg |
Stand: 25.04.2025
Lageplan Haus 2 auf dem Campus Ulmenstraße der Universität Rostock
18057 Rostock, Ulmenstraße 69